Schreiben und Alternativen

Ein Gedicht von Heinz Säring
Das Schreiben als Selbstzweck - ich finds übertrieben:
Es wird viel zu viel übers Schreiben geschrieben.
Es fehlt oft ein Thema, doch dass man was schafft,
da schmort man dann gerne im eigenen Saft.

Es muss jeden Tag sein, und das über Jahre,
ich frag mich schon lange, ist das denn das Wahre?
Es fehlt oft der Inhalt, so dass man sich fragt:
Ja hat er denn eigentlich etwas gesagt?

Man muss ja nicht stets Gott und Welten erfassen,
vielleicht reichts, als Übung was gelten zu lassen?
Doch möcht mir das nicht allzuoft widerfahren,
sonst rate ich lieber, die Tinte zu sparen.

Den Menschen, die keine Beschäftigung haben,
empfehl ich zum Beispiel, ein Loch auszugraben.
Das schafft auch Bewegung, - doch gleich fällt mir ein,
es muss in das Loch wieder Erde hinein,

sonst könnte die Sache sich bitterlich rächen,
und einer,der reinfällt, die Knochen sich brechen.
Doch statt nun gleich wieder das Loch vollzuhau'n,
da kann man doch auch erst mal Warnschilder bau'n.

Da braucht man vier Schilder, die Unheil verkünden,
für links und für rechts und für vorne und hinten.
Und alle vier Schilder beschriftet man, doch
die Farbe muss rot sein, der Text "Achtung Loch!"

Die Warnung genügt jedoch auch nicht für Jeden, -
es gibt kleine Kinder und Analphabeten!
Da wäre schon besser ein richtiger Zaun,
noch sicherer ist's, eine Holzwand zu bau'n.

Jetzt ist es ganz prima, man darf sich schon loben,
es sei denn, es kommt einmal etwas von oben.
Doch das ist sehr selten, dabei wird man alt,-
und außerdem ist das dann höh're Gewalt!

Informationen zum Gedicht: Schreiben und Alternativen

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29.10.2011
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