Wortkosmos

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Wortkosmos

Noch stecken die Silben im Köcher
der langsam entschwindenden Nacht.
Kein Laut dringt hierher herein
zur Paradieskammer am Berg,
wo Dämmer schon gleitet nach hinten.

Erste Wortteile beginnen zu keimen,
steigen langsam aus dem Tiefengrund auf,
finden sich zum Sinnieren frei ein,
um dem Verstehen dienstbar zu werden
und brauchen dann doch ihre Zeit.

Bisweilen sinken sie wieder weg
in die Traumkulisse des Dunkels,
manche für immer, andere bis später,
wo sie die neuen Nächte erwarten,
um sich in den Tag einzuschälen.

Mit wachsendem Morgen aber
geraten Worte zu Zeilen, zu Sätzen,
befreien sich aus ihrem Dämmerschlaf
und gelangen in jenen Kosmos,
der Dichtwilliges zur Welt trägt.



©Hans Hartmut Karg
2022

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Informationen zum Gedicht: Wortkosmos

90 mal gelesen
10.02.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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