Warten

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ich warte an der Bahnsteigkante
dass sie der Zug zu mir trägt,
weil sie per WhatsApp nannte,
wann meine Stunde schlägt.

Drei Rosen halte ich in der Hand,
dazu eine Schachtel Konfekt.
Beides zeigt Richtung Wand,
hinter meinem Rücken versteckt.

In der täglichen Fernsehwerbung
bei einem ähnlichem Fall,
serviert man mit weiblichem Schwung
den Sekt mit prostendem Knall.

Ich seh sie doch gleich und heute
zum ersten Mal im Leben live.
Nach langer Chat Ausbeute
war jetzt ein Treffen reif.

Sie wollte endlich, so wie sie sagte,
mich berühren, drücken und küssen,
nicht nur wenn es ihr behagte,
mich down- oder uploaden müssen.

Wir surfen nun ab heute Abend
gemeinsam durchs Internet
und werden, gute Laune habend,
den Surfstick mitnehmen ins Bett.

Ich höre ihn rattern, sehe sein Licht,
der Zug fährt in den Bahnhof ein.
Am Fenster ahne ich ihr Gesicht,
nun lasst uns beide allein.

30.05.2017 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Warten

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30.05.2017
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