Tetrahydrofuran - eine etwas andere Betriebsanweisung

Ein Gedicht von Belix Bahei
Sprich: Tetra Hydro Furan,
so klingt ein lustiger Nam´.
Man denkt sofort: ein Clown, ein Kabarettist,
es aber doch ganz etwas anderes ist.

Ein Zungenbrecher, der aus der Giftküche stammt,
geboren in einem brodelnden Kessel der Chemie.
Kurz Tetra, zwecks Täuschung so harmlos benannt,
jedoch gefährlich für die menschliche Biologie.

Tetras Konsistenz ist flüssiger Art
mit scheinbarer Durchsichtigkeit gepaart.
Kommt so friedfertig in wässriger Form daher,
gelöster Dunst fließt langsam und ist bodenschwer.
Stechender Geruch zieht uns die Nase kraus,
man merkt: es ist bösfiese Chemie im Haus.

Tetra ist ein wahres Multitalent,
sie so viele Künste ihr Eigen nennt.
Ihr Hauptkönnen ist das Verbinden, das Zusammenkleben
und nebenbei nimmt sie Unschuldigen manchmal das Leben.

Kleben ist Tetras liebstes Pläsier,
allerdings klebt Tetra kein Papier,
sondern sie Kunststoffe zerschmilzt, sie so schamlos erweicht,
wie es sonst die heiße Sonne bei der Butter erreicht.
Lässt gelöste Stoffe zerfließen, sich vermischen,
vorherige Grenzen sich für immer verwischen.
Und wenn Tetra ganz verdunstet ist, total verschwunden,
dann sind die dauerhaft und fest miteinander verbunden.

Sich ungestüm der Anwender noch freut,
folgend er dies aber bitter bereut.

Wenn Tetra aus offenen Gefäßen in die Luft entweicht
es in kürzester Zeit zielbewusst deine Lunge erreicht.
Anfänglich du über Kopfschmerzen und Unwohlsein klagst,
schlussendlich du an Tetras Krebsgeschwür tödlich verstarbst.
Auch dies ist eins von Tetras vielen Wunderdingen,
lässt für dich im Himmel die lieben Englein singen.

Hinterhältig Tetras Dunst über den Boden schleicht,
suchend die naheliegende Zündquelle erreicht
und mutiert mit einem fast lautlosen Knall
zu einem gleißend hellen Feuerball.
Hilferufe und ein verbranntes Mädchengesicht,
solche Dinge interessieren Tetra beileibe nicht.

Man sieht, Tetra ist auf Angst und Schrecken geeicht,
freut sich, wenn sie gezielt die Vernichtung erreicht.
Und wenn Tetra - trotz Suche - keine lodernde Flamme findet,
sie sich auf eine weitere gemeine Fähigkeit besinnt,
fies mit einem elektrischen Funken ihr Inferno zündet
und so kurzerhand dem schönen Gretel-Kind ihr Leben nimmt.

Begegnest du diesem gefährlichen Tier,
sei vorsichtig, sei gewarnt, ich rate Dir
zu besonderem Schutz vor dem bösartigen Wesen,
denn von Tetras Krankheiten ist noch keiner genesen.

Die Angst vor Tetra ist aber völlig ohne Grund,
beachtest du die Sicherheitshinweise -
dann bleibst du auch gesund.


Belix Bahei
belixbahei@hotmail.com

Informationen zum Gedicht: Tetrahydrofuran - eine etwas andere Betriebsanweisung

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06.08.2017
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Belix Bahei) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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