Renate

Ein Gedicht von Hansjürgen Katzer
Da steht sie nun und schaut ganz traurig,
Renate, Bauer Lohmanns Schwein!
Die großen Messer blitzen schaurig,
bald wird sie Bratwurst sein.

Der Schweinerüssel bebt und auch die Schwarte,
der Metzger schaut so finster und so kalt.
Er kratzt sich still in seinem Barte,
er träumt von Blut und von Gewalt.

Renate grunzt und quiekt in ihrer Enge,
bald hängt als Schinken, sie im Rauch.
Ist aufgeteilt in Kotelettstränge,
ist Blutwurst und ist Schweinebauch.

Voll Schmerz, voll Angst und voll Entsetzen,
entflieht sie aus der Metzgerei
und ihre Schweinebeinchen wetzen.
Wohin? Das ist doch einerlei!

Zwei Jahre später, es ist März,
Renate tobt auf ihrer Wiese.
Er schloss sie sofort in sein Herz
und kaufte für sie eben diese.

Einst war er auch ein Schweineesser,
er aß sie rosig und apart.
Doch er vergrub die langen Messer
und isst seitdem nur noch Salat!

© Hansjürgen Katzer, Juni 2000

Informationen zum Gedicht: Renate

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31.12.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hansjürgen Katzer) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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