Quartalssäufer

Ein Gedicht von Johanne Thomsen
Wie ein Betrunkener hat meine Seele randaliert
und ist im Suff die Treppe runter gefallen
Nun liegt sie am Boden
vor sich hin lallend
und nicht in der Lage aufzustehen
Mitleidig schaue ich sie an
und fühle mich schuldig
Sich die Seele aus dem Leib zu saufen
das hat sie wörtlich genommen
Sie ist weg
weg von mir
Vielleicht will sie sich tot saufen
oder zumindest besinnungslos
um all dem hier zu entfliehen
Die arme Sau!
Aber ich kann sie verstehen
nehme das Glas
und proste ihr zu
Im Suff ertrinken um zu vergessen
Die Flasche ansetzen
und in einem Zug leeren
sodass ich mich fast übergeben muss
Sich selbst verachtend
betäubend
damit der Schmerz endlich nachlässt
Nur der erste Schnaps brennt noch in der Kehle
Der Zweite wärmt
wie gut das tut
Der Dritte ist wie eine freundschaftliche Umarmung
In dem Wahn fliegen die schlechten Gedanken weg
und ich finde mich in einem Vakuum wieder
Diese Leere nimmt mir den Atem
und die Besinnung
Kurz vor dem Ersticken meldet sich
mein Überlebenswille und schnappt nach Luft
Wieder versagt
Meine Seele wird nicht finden wonach sie sucht
Am Morgen hallt der Abend nach
und der Schädel dröhnt
Nie wieder schwört sich meine Seele
Johannne Thomsen

Informationen zum Gedicht: Quartalssäufer

142 mal gelesen
(2 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
1
22.11.2018
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
Anzeige