Menschliche Maßlosigkeit

Ein Gedicht von Heinz Säring
Wer hier lebt paar Jahre bloß, -
traurig ist ein solches Los,
oder durch besondre Tücken
niemals konnt das Licht erblicken,
das ist wohl ein Unglücksfall, -
für die Eltern allemal.

Siebzig, achtzig Jahr fürs Leben
hat ein Buch uns vorgegeben.
Das ist ziemlich lange her,
doch es stimmt so ungefähr.
Und wir sind, das meint es ja,
nicht nur zum Vergnügen da.

Arbeit zieret jederman,
freilich nur, so gut er kann.
Wer was schafft, der wird nicht rosten
und lebt nicht auf andrer Kosten.
Doch, das sieht man wohl auch ein,
Arbeit muss nicht a l l e s sein.

Mancher glaubt auf dieser Welt,
es ging alles nur ums Geld.
Was kann den befried'gen schon?
Eine lumpige Million?
Was kommt da schon groß herein?
Möchte schon ein Jackpot sein.

Manche wünschen sich auf Erden
wiederholt geborn zu werden.
Spinne, Mensch und Elefant, -
alles wäre int'ressant.
Das sind nichts als Spinnerein, -
lasst doch Spinnen Spinnen sein.

Manche halten sich für klug,
doch bekommen nie genug,
drum erfand man das Bestreben:
Nach dem Tod ein ew'ges Leben.
Das ist nur ein Größenwahn, -
lasst doch andre auch mal ran!




Anmerkungen von Heinz Säring zum Gedicht:

Unser Leben währet siebenzig Jahr, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahr, und ist
es köstlich gewesen , so ist es Mühe und Arbeit gewesen.

Bibel

Quelle: Psalm 90,10

Informationen zum Gedicht: Menschliche Maßlosigkeit

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13.02.2012
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