Kind

Ein Gedicht von Nico Fender
Augen geschlossen, ich zähle bis zehn,
dann suche ich dich und du bist dran.
Die Zeit ist schneller, schon ist's geschehen,
dass ich längst dich nicht mehr suchen kann.

Denn nun bin groß, nun bin ich reif,
Den Unsinn von damals machen wir nicht mehr,
weil ich nun so viel besser kann und weiß,
brauche die Anerkennung von anderen Erwachsenen so sehr.

Früher erreichte man Freude und Spaß mit Spiel.
Man gab sich auch mit dem zweiten Platz zufrieden.
Heute schreitet man mit vorgestreckter Waffe zu Ziel,
muss man, egal wie hoch der Preis, obsiegen.

Welch Ironie, Kinder schlauer als Kriegsstrategen,
weil Kompromisse so verschrien,
Miteinander sprechen, sich aufeinander zubewegen,
bleibt als Schwäche unverziehen.

Also liegen sie in Gräben,
in denen wir uns einst verbargen,
Hülse für Hülse, ein Leben für ein Leben,
ohne, wie Kinder, nach dem Sinn zu fragen.

Zähle hoch ein, zwei, drei...
Verstecke dich, wenn Erwachsensein in Dummheit mündet,
in einer Zeit vor dem Wissen waren wir frei
und voller Hoffnung, dass uns die Dunkelheit nicht findet...

N.Fender

Informationen zum Gedicht: Kind

61 mal gelesen
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15.07.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Nico Fender) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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