Jener Frühling

Ein Gedicht von Ingrid Bezold
So viele Lenze lief sie den vertrauten Weg
der längst vergangnen jungen Tage.
Jens wankte zitternd einst am morschen Steg.
An seinen Lippen noch die Spur von Marmelade.

Verliebt errötete er tief beim Näherkommen
und seine Schüchternheit wurd ihm zur Pein.
Für sie hätt er den höchsten Berg erklommen -
war sie Nachts Stern und Tags sein Sonnenschein.

Unten, am Bachrand - Dotterblumennah
ertasteten sie unbekannte Zonen
verlegen, linkisch; dass es keiner sah -
umschwirrt von Liebesglückshormonen.

Es war der Frühling, den sie nie vergisst.
Die Tage wurden langsam warm und hell.
Nach Jahren spielte er als Pianist -
ein Leben zwischen Bühne und Hotel.

Sie denkt an ihn stets, wenn sie hier verweilt...
wie er die Strähne aus der Stirn sich streicht;
doch heut, als sie vergangne Zeit ereilt,
sieht sie ihn nicht...
nur, wie sein Bild verbleicht.


(C) Ingrid Bezold

Informationen zum Gedicht: Jener Frühling

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17.02.2023
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