Grimmenthaler Schnee

Ein Gedicht von Torsten Hildebrand
Sie lag im Grimmenthaler Schnee,
Ihr Haupt, das lächelte so mild.
Was für 'ne weisse schlafend' Fee!
Und doch ist es zu still das Bild.

Und auf der Stirn, die Kuhle gilt:
Als Strafmass, für ein böses Weh!
Und nur der Wind, die Bäume stillt,
Als wär's ein grosses Separee.

Es war ein grosser Mord gescheh'n,
Im weissen Grimmenthaler Schnee;
Wo Buchen und die Blaubeer'n steh'n.

Sie trug ein Schleifchen, roten Klee,
Als Glückssymbol mal angeseh'n;
Und Augen braun, so wie ein Reh.

Ihr Haupt, das lächelte so mild,
Als sei's aus Elfenbein geschnitzt.
Und ihre Löckchen: klein gedrillt,
Wo's passgerecht, am andern sitzt.

Ein Mensch war hier zu sehr erhitzt;
Und seine Seele schwarz umhüllt.
Und ob ihm dieser Tod was nützt,
Da sich durch Mord kein Herz auffüllt ?

Man sah die Spuren: Tiefgepresst,
Im weichen Grimmenthaler Schnee;
Und dann im Buchenwald nur Rest.

Und in den Augen sah man je,
Was man bei Todesfall zu lässt:
Den fliessend' Rinnsal - Augensee.

Was schlief sie fest: die weisse Fee!
Das die Polizisten schnieften.
Und auch der Gummi - Knüppel - Kö,
hing in Schwarz, an ihren Hüften.

Flocken fielen, wie beim driften,
Auf das Laternchen, in de Höh'.
Und die Flöckchen sich verbrieften,
Auf abgesperrten Tatort Schnee.

Doch zu viel Stille trägt das Bild,
So wie ein leeres, tiefes Herz,
Was Unterging, im Tod verhüllt.

Der Grimmenthaler Schnee aus Nerz,
Mit Flockenweichem Pelz gefüllt,
Trug Spuren, wie ein roter März.

In Grimmenthal liegt Schnee aus Schmerz,
Mit Eisendornenschuh gezielt.
Das still die Frau gleich fiel, rückwärts;
Und leis' der Mörder sich wegstiehlt.

Des Mörders Herz ist Unterkühlt,
Wie ein versunk'nes Erdenreich.
Das nie und nimmer Hass wegspült;
Und ist so dürr und Totenbleich!

Doch es half kein Flüchten, Stiften.
Die Polizei, die fing ihn ein;
Der sich hielt, für ein Gewieften.

Der Mörder muss zur Zelle rein,
Wo ihn Menschen sehr abprüften;
Und darf für Jahre darin sein.

Sie lag im Grimmenthaler Schnee;
Und auf der Stirn die Kuhle gilt -:
Das hier ein Mord gescheh'n. o Weh!
Was bleibt, als Klee und Schleifchenbild.

Ihr Haupt, das lächelte so mild,
Obwohl ein Mensch, nicht ganz auf Höh',
Die Spuren trat, wie sich'res Wild!
Aus Augen traten Tränen je.

Was schlief sie fest: die weisse Fee!
Flocken fielen, wie beim driften.
Wie viel von Stille trägt der Schnee?

Grimmenthaler Schnee vergiften,
Durch Mörders kaltes Herz - Palais.
Doch noch nie half: Flüchten,Stiften.

Informationen zum Gedicht: Grimmenthaler Schnee

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21.12.2012
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Torsten Hildebrand) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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