Freiheit des Alters* Rebellion

Ein Gedicht von Farbensucher
Mich tötet der Gleichklang der Tage,
die Routine, die Rituale -
ich schwinge wie eine Marionette,
als ob ich kein eignes Leben hätte.

Zeitloses lieb ich, ohne Jahre,
Stunden und Sekundenplage.
Die Uhr ist eine Bestätigung nur
für  die innre biologische Uhr.

Wenn ich nachts um drei nicht mehr schlafen kann,
schalt ich die Kaffeemaschine an;
taste im Dunkeln nach der Träume Sinn,
bevor ich ein andres Suchen beginn.

Morgens um sieben steh ich am Herd,
brat Bohnen mit Speck - 's Herz es begehrt.
Trink gerne ein, zwei Gläschen roten Wein,
dichte dazu ein Gedicht ohne Reim.

Ich öffne die Türen, mach mich weit,
bin zu Gedankensprüngen bereit.
Lasse von Fantasie mich entführen -
genieß es, keine Grenzen zu spüren.

Ich lass alles zu, Schmerz und Trauer,
alle Schuld und was ich bedauer.
Ich gebe mich hin der sinnlosen Qual,
wohlwissend: es ist zum tausendsten Mal.

Und manchmal, wenn ich ganz mutig bin,
geh ich nachts raus in nächtliche Still,
da, wo du starbst, an dem Straßenrand,
hör ich laut Musik, 'die', aus deiner Hand.

Störe das Straßenbild wie einst nur du-
Danach geht's mir gut, und ich komm zur Ruh.
Herrliches Alter: Ein Leben so frei!
Was manch einer denkt, ist mir einerlei.

Ich weiß: du hättest Freude an mir!
Rebellion der Mutter - das schulde ich dir.


*Zwiegespräch mit meinem toten Sohn, mit dem ich viele schöne und auch traurige Grenzüberschreitungen/Rebellionen erlebt habe

* die vielen Apostrophen spare ich mir - sie stören den Lesefluss meiner Gedanken

Informationen zum Gedicht: Freiheit des Alters* Rebellion

10 mal gelesen
18.11.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Farbensucher) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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