Die große Reise

Ein Gedicht von Jürgen Wagner
Wenn das letzte Lied verklungen,
wenn das schöne Glas zersprungen,
wenn die Stunde hat geschlagen,
wenn's uns geht an jenen Kragen,

wenn die Lampe ist erloschen,
wenn die Vase jäh zerbrochen,
wenn der Baum ist mal gefallen,
wenn’s uns geht, wie vor uns allen,

geht’s durch jenen alten Brunnen,
in den keiner gern gesprungen,
vielleicht auf eine grüne Wiese
in die Welt, die nicht mehr diese,

geht's den Weg, der vorgezeichnet,
der schon lange Zeit bereitet
zu dem Haus der großen Alten,
finden Ruhe, dürfen walten,

weilen wir im großen Frieden,
der so selten war hienieden,
spür'n die Sehnsucht dann auch wieder
heimzukehren hier hernieder,

gehen durch das güld'ne Tor,
vergessen, was da war zuvor,
werden noch mal neu geboren
und vielleicht in Lieb' erkoren,

dürfen wieder neu beginnen,
unser Lied von neuem singen
Und die Blume mag erblühen
und die Glut von neuem glühen

Auf dem Tisch die neue Vase,
in dem Schrank das neue Glase,
Bäumchen wächst heran beizeiten:
die große Mutter wird es leiten

Nach dem Hollemärchen KHM 24
Vertont: https://youtu.be/XMOlVeOQjoU

Informationen zum Gedicht: Die große Reise

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26.06.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jürgen Wagner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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