Die Älteste

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Die Älteste

©Hans Hartmut Karg
2018

Sie war als Älteste ja viel zu kurz ein Kind,
Schon früh musste sie ihre Brüder hüten.
Und wo im Haus so viele Kinder sind,
Gibt es kein Auszeitnehmen, kein Ermüden.

Die gute Mutter sie als Partnerin wohl sah,
Weil sie selbst aus dem großen Mädchenhaushalt
Und deshalb dort den eigenen Schwestern nah
Beim Kochen, Nähen, Stricken, Plaudern halt,

War selbst der Kinderzeit zu früh entwöhnt.
Die Älteste Brüdern und Mutter auch dienen musste,
Zwar freiwillig, doch heimlich hatte sie gestöhnt,
Während niemand um ihre tiefsten Wünsche wusste.

Als sie selbst ihre Kinder dann geboren
Die heute längst aus Haus und Zeit,
Da hatte sie für sich geschworen:
„Ich hole mir zurück etwas Kindheit!“

Sie kaufte sich ein grünliches Schwimmbecken,
Das aufgeblasen nun in ihrem Garten lag.
Da planschte sie, ließ von Insekten gern sich necken,
Verdrängte dadurch alle frühe Plag'.

So konnte sie Zwanghaftigkeit abstreifen,
Immer nur für viele andere da zu sein
Und endlich hin zu angestammter Anmut reifen,
Im kleinen Becken, zärtlich mit dem Mann allein.

*

Informationen zum Gedicht: Die Älteste

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17.06.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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