Der Werdegang meines Bruders
Ein Gedicht von
Paul Kinzel
Das Leben ist schon ziemlich beschissen.
Könnte er sich eine Heimat aussuchen,
dann wäre er hin und her gerissen.
Warum? Na ja er würde sich gleich drei Tickets buchen.
Da ist unsere Geburtsstadt. Halle an der wunderschönen Saale.
Heute schwimmen in ihr wieder ziemlich viele Aale.
Auch so ist diese Stadt heute schöner geworden.
Am liebsten wäre er da noch einmal geboren.
Es gibt aber auch eine weitere Stadt an einem Fluss.
Nein, ich erzähle hier keinen Stuss.
Eins weiss ich ganz genau,
seine schrecklichste Zeit seines Lebens fand statt in Lübbenau.
Dieses Städtchen liegt im schönen Spreewald.
Ich habe befürchtet, er müsste dort werden ziemlich alt.
Aber es kam ganz anders, denn eine dritte Stadt begann zu rufen.
Zu DDR-Zeiten hieß sie Wielhelm-Pieck-Stadt Guben.
Heute nur noch Guben, diese Stadt liegt an der Neiße
und was er da erlebte, war keine Scheiße.
Da hatte er wirklich seine glücklichste Zeit.
Da hatte er eine gesunde Familie und er war zu vielem bereit.
Nach 25 Jahren ist diese auseinander gebrochen.
Er hat sich deswegen in seiner Geburtsstadt verkrochen.
Da hatte er zwar ein zweites Stück Glück gefunden
und er hatte sich neu gebunden.
Aber dies hielt leider auch nicht viel länger als gedacht.
Heute muss er nur sein auf meine Gesundheit bedacht,
denn ich will ihn noch nicht verlieren.
Ich werde versuchen das zu verhindern, solange wie ich leben, wird dies nicht passieren.
Das könnte Sie auch interessieren