Der Markt macht zu

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Der Markt macht zu

Der Markt macht zu,
In dem ich jahrelang gekauft –
Sogar die schönsten Schuh',
Wo jetzt kein Kind mehr rauft,
Springt und mit Eistüten versorgt.
Ich als Erwachsener bin traurig,
Weil ein Markt Sicherheit uns borgt –
Das Ende bleibt ein wenig schaurig.

Alt bin ich mit dem Markt geworden,
Hab' mich dort gut gefühlt – auch im Café.
Da gab es alles noch in vielen Sorten,
Das Sortiment war mehr, als nur Idee,
Weil man dort wirklich alles haben konnte
Und Freunde traf zu angeregtem Schwatz,
Wo man in Diskussionen sich gern sonnte,
Die Worte leicht gingen zu kurzem Satz.

Jetzt tragen sie Regale schon heraus
Und mitleidsvoll seh' ich Verkäuferinnen,
Die aussortieren, was bald aus dem Haus,
Während sie längst auf Neustellen hinsinnen,
Welche die Älteren nicht mehr erhalten,
Weil man das Junge, Unverbrauchte will,
Sich die Gesellschaftskräfte spalten,
Wenn nur Gewinn und Optimierung Ziel.

Sie, die mit mir nun alt geworden,
Werde ich deshalb nicht mehr sehen,
Werde da niemals mehr die Waren horten,
Auf die wir bisher selbstverständlich stehen,
Weil dieser Markt ein wenig Heimat war,
Wenn wir jahrein, jahraus dorthin gegangen
Und selbst noch mit dem schüttergrauen Haar
Stillten dort mehr, als nur Warenverlangen.


©Hans Hartmut Karg
2021

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Informationen zum Gedicht: Der Markt macht zu

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11.09.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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