Artistenleben

Ein Gedicht von Michael Adamitzki
Mein Vater tanzte auf dem Seil,
dies fanden meine Freunde geil.
Drum hatte meinen alten Herrn,
ein jeder der in kannte gern.
Ein Weilchen ist es jetzt schon her,
als ihm passierte dies Malheur:

Die Menge schaute rauf gebannt,
das Seil, das war nicht straff gespannt.
Im Publikum macht man die Welle,
das Seil hatte ne kleine Delle.
Das war der Grund, es holperte,
er fiel, weil er ja stolperte.

Jetzt lag er oben auf dem Seil,
kein Knochen war bei ihm mehr heil.

Doch hat er Glück, im Publikum,
da saß ein Arzt, der schaut nicht dumm.
Oh nein, man hört ihn sogleich fluchen:
“Ich muss den Kerl dort untersuchen.“
Schwang sich in die Zirkuskuppel,
kannte scheinbar keine Skrupel.

“Ich brauch einen Narkosedoc,
dazu ne Krücke, einen Stock.
Dann“, die Stimme klang jetzt fester,
ne gelernte Krankenschwester.
Zwei Sanis, die nicht lange gaffen,
wir müssen den nach unten schaffen.

Sechs Leute turnten auf dem Sei,
kein Wunder blieb es nicht lang heil.
Es machte laut und deutlich pling,
darauf zerriss das dünne Ding.
Die Menge spart nicht mit Applaus,
doch die Geschichte ist hier aus.

Informationen zum Gedicht: Artistenleben

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05.11.2011
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