Das Begehren
            
            
            
                Ich glaubte stets es sei schon Liebe, 
wenn wir uns trafen in der Nacht.
Dabei war’ n es deinerseits nur Triebe, 
obwohl es beiden Spaß gemacht. 
Wir hielten Händchen in der Bahn, 
ich drückte heimlich deine Brust, 
du sahst mich dabei liebevoll an, 
in Wirklichkeit war’s auch nur Lust. 
Im kalten Park haben wir geküsst, 
weil es dort schön dunkel war, 
ich griff an deine nackte Haut, 
es war dein Brüste Paar. 
So wie beim Kuss sich Lippen fanden, 
bei Dunkelheit und Kälte, 
plötzlich ihre Nippel standen, 
und sie ein Urteil fällte.
Die Bank war kalt und unbequem, 
drum nur der Heimweg blieb, 
im warmen Bett ist es angenehm, 
erst recht mit einem Lieb. 
Die Treppe hoch im eignen Haus  
schlichen auf Socken wir wie Diebe, 
sähen jetzt die Eltern raus, 
gäb es moralische Hiebe. 
Im Zimmer zogen wir dann alles aus 
und wollten echte Liebe. 
Doch statt des Erotikblütenstrauß 
ward es Befriedigung der Triebe. 
Ohne Schutz und Rechenkünste 
öffnete sie sich mir von allein. 
Mich fesselten ihre Körperdünste, 
drum ließ ich mich drauf ein. 
Ich gab ihr alles direkt und warm, 
sie drängte sich danach, 
dann lag sie noch in meinem Arm 
und redete mich wach. 
Heute kam Post vom Rechtsanwalt 
dass ich bald Vater werde, 
erfolgreich war mein Aufenthalt  
im Reizpunkt dieser Erde.
Doch war von Liebe keine Spur, 
ich dachte schon, ich sei ihr Held, 
doch jedes Wort verlangte nur 
am Ende von mir Geld. 
26.06.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann