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33 | Zu zart und flüchtig | |||
Vorschautext: Ein Leben habe ich nie gehabt dafür war ich zu flüchtig Imaginierte Transzendenz begegnet dem Archetyp von lebendigem Wasser und g“ttlicher Luft Mein Ich ein Siliziumwesen aus geschmolzenem Stein träumend ein hefen Plasmaleben ... |
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32 | Irreal | |||
Vorschautext: Man wird die Schifferklaviere in Stücke schneiden und lässt die Tuba nur noch unter Wasser spielen Schweinebraten wird es nie mehr geben hat man doch die Sauen endlich vom Martyrium befreit und der Tegernsee wird im Sommer für Touristen voll gesperrt Seifenopern sind verboten Sonnenbänke landen auf dem Schrott Den Stammtischen werden endlich die Beine abgesägt Parolen ins Klo gespült denn sonst kosten sie erst richtig Geld Politiker werden nur noch in Lorette de Mar regieren Den Rest schickt man mit einer minimalen Rente nach Brokdorf oder Philippsburg da werden sie dann endlich still gelegt ... |
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31 | Duvenspraak | |||
Vorschautext: De leehrt mi de Duvenspraak Nu schull ick ook noch de geele Bladen unner de Eckelboom tellen Dat haar noch veel leger warrn kunt (ostfriesisch Plattdeutsch) Übersetzung: Sie lehrten mich die Taubensprache Nun sollte ich auch noch ... |
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30 | Herden am Abhang | |||
Vorschautext: Vokale Harmonien immer verflüchtigt Oratorien hatten lang zuvor die Kirche wehend verlassen die wohl im Dorf bleiben wollte Fresken noch blasser als sämtliche Register protestierend verzogen Engel schwebten davon Der Frauenchor hatte nur ... |
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29 | Unsicherheit | |||
Vorschautext: Wir fühlen uns so sicher wenn wir unsere Kundenkarten hingeben Personalisierte Kärtchen zum Ausspähen Am Bahnhof fühlen wir uns sicher wenn Kameras auf uns gerichtet sind auch im Kaufhaus bis in die Kabine hinein ... |
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28 | Am japanischen Hof 1005 Teil 1 | |||
Vorschautext: Im Laternenlicht leuchteten die weißen Gesichter wie feines Porzellan Mit Abstand folgte ich ihnen und sah am Hals die schönen weiß geschminkten Flügel Sie dürfen immer nur flüstern und leise kichern Mit eiligen kleinen Schritten durchqueren sie abends das Viertel mit den Bambusläden ... |
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27 | Gebet ins Zwielicht | |||
Vorschautext: Senkst dein Haupt Schlägst die Augen nieder Bittest mit leiser Stimme Zu Füllen den Kelch Mit meinem Atem Ich folge dir Bis sich die Nacht Über den Hügeln verliert Ausgehaucht der letzte Odem ... |
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26 | Entgrenzungen | |||
Vorschautext: Man dachte unter dem Kiesweg läge das Meer rochen die Steine doch herrlich nach jungen Fischen überzogen nur leicht von grün wie Algen Noch heute liegt der Findling inmitten des Schotterbettes inzwischen porös geschunden wie Splitt immer noch wartend dass eine Welle ihn - den Stein davontragen würde Eine Möwe schreiend über mir Mein schweres Tintenherz wird sich bei den Sepien entschuldigend fragen ob man das harte Bett behalten darf ... |
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25 | Rufe mich | |||
Vorschautext: Rufe mich wenn man Löwinnen aus Käfigen befreit und Die Affen endlich wegsperrt Sage mir wenn das Wasser aus dem Haifischbecken gelassen wird Ich bin sofort da Gib mir sofort Bescheid wenn Lachse nach oben schwimmen und das Wasser zu unbewegt Melde dich wenn die Vögel sich wieder sammeln ... |
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24 | Schmaler Grat | |||
Vorschautext: Bäckerblumen wurden abgeschafft Darüber regt man sich auf Galgen hält man hoch Leise Empörung nur für kurze Zeit Börteboote treiben schlingernd ab Der Kapitän macht das Skylight aus Vergessen hat man die Mallen zu tauschen und die Schotten im Fischraum erst verdichtet dann geöffnet während an den Straklatten noch die Molche hängen Linienrisse Spantenrisse beeinflussen sich Das begreift kaum noch einer ... |
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23 | Schattenmorgen | |||
Vorschautext: Dein langer Schatten legt sich in die Melodie des kleinen Vogels Meine Traueraugen füllen sich mit Nass Kein Vergnügen ist die Sonne morgens und die kalten Sterne nachts Auch das Blau macht mich so müde Ich sage dir: Verloren haben Tauben ihre inkarnierte Liebe Einsilbig tönend sehen sie auf mich herab Der Kaffee ist schon morgens bitter Auch dem Zucker fehlts an Kraft Ich rühre nichts mehr an ... |
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22 | Schädelfenstereruptionen | |||
Vorschautext: An den Schädelfenstern mit ihren schönen verschmolzenen Bögen herrscht buntes Blütentreiben und auf der Herzseite des Schläfenbeins wäscht sich trockene Gischt hoch auflösend wie abbandonate Früchte versteinernd aus Zwischen zwei Eruptionen treten getuftete rote Fäden ... |
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21 | Spiel mit den Tauben | |||
Vorschautext: Gucklochaugenblicke, Sekundenabenteuer. Den in den Fenstern hängenden Stockfisch bewachen. Nachtpflasterpartys mit Maulwurfsganggetöse. Kleine Nackenbisse. Fauchen vor Vegnügen. Lautlos schreien im Sprung. Den Fang in die Luft werfen. Gefressen wird woanders. Wir lieben loses Fell und Federleichtes, ... |
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20 | Sternenstaub zu weißen Träumen | |||
Vorschautext: Sternenstaub gefror heut Nacht zu weißen Träumen Schnee fiel aus Schwingen aller Tauben Ich sah das Enden jener Liebe Unbemerkt verlor ich meinen Glauben und am Tag kroch nur noch Leere heraus aus dunklen Trauben So kalt die Luft Du nimmst die Schere So schwer der Rebenschnitt auch sei Neuer Wein versteckt in Zwischenräumen Zum Wohl! Ihr Tauben auf den Bäumen! Beschattet mich! ... |
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19 | Ihre Frucht ist kalt | |||
Vorschautext: Die dort schlafen sind fern Ihre Frucht kalt Ihnen leuchtet nichts Kostbare Blumen gehalten ohne Hand Zurückkehren werde ich Mein Atem wässert lichten Garten von dem man mich vor langer Zeit getrennt Alles öffnet sich ... |
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18 | Résistance | |||
Vorschautext: Claude Sautet wäre man gern begegnet, um von ihm das Sehen zu lernen. Kaum ein anderer war in der Lage die Zerbrechlichkeit des Menschen und das scheinbar Banale in so eindringlicher Weise abzubilden. Vielleicht lässt er sich nun die Bagatellen von Camille Saint-Seans vorspielen und Jean-Claude Pascal raucht Kette dazu. Charles Baudelaire spricht seine bösen Blumen und Gisèle Freund sucht nach der Perspektive für ein Gruppenfoto, das sie nie machen wird. ... |
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17 | Tiefe Wunden | |||
Vorschautext: Im Weinstock weben Spinnen schon morgens schöne Netze Grillen klopfen mittags singend an die Fenster Nachtigallen schlagen so tiefe Wunden Jahre vergehen bis diese zu Narben verholzen Im Garten hoch oben im Ahornbaum verstecken sich abends ... |
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16 | Verheißungsvolle Früchte | |||
Vorschautext: Für Tilken (Tilly Boesche-Zacharow) wir teilen uns verheißungsvolle Früchte in Orangenhainen wenn der Saft trocken über uns fällt so tröstend der Kern ... |
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15 | Wasserstandsmeldungen | |||
Vorschautext: Ich nahm heute den Globus zum Entstauben auseinander, seitdem glänzt er wieder, allerdings ist die Achse nun besonders schief. Die Kontinente passen noch weniger zueinander. Glucksend schleifende Geräusche kommen aus der Waschmaschine, sie blinkt überall und zeigt auf Pumpe. Am Bullauge steigt der Wasserstand auf zwanzig Zentimeter tief. Auf meinem Konto herrscht absolute Ebbe, seitdem man mich betrog. Die Polizei tut nichts, ist ungerührt, meine Rechtsschutzversicherung sei erloschen, schreibt man mir in einem Brief, das zum sofortigen Verlust des Schutzes führt. Nicht nur am Briefkasten ist es kühl, ... |
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14 | Novemberheide | |||
Vorschautext: Betrauert werden nun auch Birken und des nachts die zitternden Leoniden Es stöhnt und ächzt der noch belaubte Wald unter der verfrühten weißen Last Goldenes Licht hält sich diskret zurück Grüne Kränze geschmückt mit Schleifen trägt man in die Eibenschluchten und auf den bekreuzten kahlen Feldern wirkt selbst das Stoppelgras geknickt Wie schnell die Heide verdämmert! ... |
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