Profil von Gabriele Weinschenk

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Anzahl Gedichte: 33
Anzahl Kommentare: 18
Gedichte gelesen: 22.418 mal
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Titel
33 Zu zart und flüchtig
Vorschautext:
Ein Leben habe ich nie gehabt
dafür war ich zu flüchtig

Imaginierte Transzendenz
begegnet dem Archetyp
von lebendigem Wasser
und g“ttlicher Luft

Mein Ich ein Siliziumwesen
aus geschmolzenem Stein
träumend ein hefen Plasmaleben

...
32 Irreal
Vorschautext:
Man wird die Schifferklaviere in Stücke schneiden
und lässt die Tuba nur noch unter Wasser spielen
Schweinebraten wird es nie mehr geben
hat man doch die Sauen endlich vom Martyrium befreit
und der Tegernsee wird im Sommer für Touristen voll gesperrt
Seifenopern sind verboten Sonnenbänke landen auf dem Schrott
Den Stammtischen werden endlich die Beine abgesägt
Parolen ins Klo gespült denn sonst kosten sie erst richtig Geld
Politiker werden nur noch in Lorette de Mar regieren
Den Rest schickt man mit einer minimalen Rente
nach Brokdorf oder Philippsburg
da werden sie dann endlich still gelegt
...
31 Duvenspraak
Vorschautext:
De leehrt mi de Duvenspraak
Nu schull ick ook noch
de geele Bladen
unner de Eckelboom tellen
Dat haar noch veel
leger warrn kunt


(ostfriesisch Plattdeutsch)
Übersetzung:
Sie lehrten mich die Taubensprache
Nun sollte ich auch noch
...
30 Herden am Abhang
Vorschautext:
Vokale Harmonien
immer verflüchtigt
Oratorien hatten lang zuvor
die Kirche wehend verlassen
die wohl im Dorf
bleiben wollte

Fresken noch blasser
als sämtliche Register
protestierend verzogen
Engel schwebten davon
Der Frauenchor hatte nur
...
29 Unsicherheit
Vorschautext:
Wir fühlen uns so sicher
wenn wir unsere Kundenkarten
hingeben
Personalisierte Kärtchen
zum Ausspähen

Am Bahnhof fühlen
wir uns sicher
wenn Kameras auf
uns gerichtet sind
auch im Kaufhaus
bis in die Kabine hinein
...
28 Am japanischen Hof 1005 Teil 1
Vorschautext:
Im Laternenlicht leuchteten
die weißen Gesichter
wie feines Porzellan
Mit Abstand folgte ich ihnen
und sah am Hals die schönen
weiß geschminkten Flügel

Sie dürfen immer nur flüstern
und leise kichern
Mit eiligen kleinen Schritten
durchqueren sie abends das
Viertel mit den Bambusläden
...
27 Gebet ins Zwielicht
Vorschautext:
Senkst dein Haupt
Schlägst die Augen nieder
Bittest mit leiser Stimme
Zu Füllen den Kelch
Mit meinem Atem

Ich folge dir
Bis sich die Nacht
Über den Hügeln verliert
Ausgehaucht der letzte
Odem

...
26 Entgrenzungen
Vorschautext:
Man dachte unter dem Kiesweg läge das Meer
rochen die Steine doch herrlich nach jungen Fischen
überzogen nur leicht von grün wie Algen
Noch heute liegt der Findling
inmitten des Schotterbettes
inzwischen porös geschunden wie Splitt
immer noch wartend dass eine Welle
ihn - den Stein davontragen würde
Eine Möwe schreiend über mir
Mein schweres Tintenherz wird sich
bei den Sepien entschuldigend fragen
ob man das harte Bett behalten darf
...
25 Rufe mich
Vorschautext:
Rufe mich
wenn man Löwinnen aus Käfigen befreit
und Die Affen endlich wegsperrt
Sage mir
wenn das Wasser aus dem Haifischbecken
gelassen wird
Ich bin sofort da
Gib mir sofort Bescheid
wenn Lachse nach oben schwimmen
und das Wasser zu unbewegt
Melde dich
wenn die Vögel sich wieder sammeln
...
24 Schmaler Grat
Vorschautext:
Bäckerblumen wurden abgeschafft
Darüber regt man sich auf
Galgen hält man hoch
Leise Empörung nur für kurze Zeit
Börteboote treiben schlingernd ab
Der Kapitän macht das Skylight aus
Vergessen hat man die Mallen zu tauschen
und die Schotten im Fischraum
erst verdichtet dann geöffnet
während an den Straklatten noch die Molche hängen
Linienrisse Spantenrisse beeinflussen sich
Das begreift kaum noch einer
...
23 Schattenmorgen
Vorschautext:
Dein langer Schatten legt sich
in die Melodie des kleinen Vogels
Meine Traueraugen füllen sich mit Nass
Kein Vergnügen ist die Sonne morgens
und die kalten Sterne nachts
Auch das Blau macht mich so müde
Ich sage dir:
Verloren haben Tauben ihre inkarnierte Liebe
Einsilbig tönend sehen sie auf mich herab
Der Kaffee ist schon morgens bitter
Auch dem Zucker fehlts an Kraft
Ich rühre nichts mehr an
...
22 Schädelfenstereruptionen
Vorschautext:
An den Schädelfenstern
mit ihren schönen
verschmolzenen Bögen
herrscht buntes Blütentreiben
und auf der Herzseite
des Schläfenbeins
wäscht sich trockene Gischt
hoch auflösend
wie abbandonate Früchte
versteinernd aus
Zwischen zwei Eruptionen
treten getuftete rote Fäden
...
21 Spiel mit den Tauben
Vorschautext:
Gucklochaugenblicke,
Sekundenabenteuer.
Den in den Fenstern
hängenden Stockfisch bewachen.
Nachtpflasterpartys mit Maulwurfsganggetöse.
Kleine Nackenbisse.
Fauchen vor Vegnügen.
Lautlos schreien im Sprung.
Den Fang in die Luft werfen.
Gefressen wird woanders.
Wir lieben loses Fell
und Federleichtes,
...
20 Sternenstaub zu weißen Träumen
Vorschautext:
Sternenstaub gefror heut Nacht zu weißen Träumen
Schnee fiel aus Schwingen aller Tauben
Ich sah das Enden jener Liebe
Unbemerkt verlor ich meinen Glauben
und am Tag kroch nur noch Leere
heraus aus dunklen Trauben
So kalt die Luft
Du nimmst die Schere
So schwer der Rebenschnitt auch sei
Neuer Wein versteckt in Zwischenräumen
Zum Wohl! Ihr Tauben auf den Bäumen!
Beschattet mich!
...
19 Ihre Frucht ist kalt
Vorschautext:
Die dort schlafen
sind fern
Ihre Frucht kalt
Ihnen leuchtet nichts
Kostbare Blumen
gehalten ohne Hand
Zurückkehren werde ich
Mein Atem wässert
lichten Garten
von dem man mich
vor langer Zeit getrennt
Alles öffnet sich
...
18 Résistance
Vorschautext:
Claude Sautet wäre man gern begegnet,
um von ihm das Sehen zu lernen.
Kaum ein anderer war in der Lage
die Zerbrechlichkeit des Menschen
und das scheinbar Banale
in so eindringlicher Weise abzubilden.
Vielleicht lässt er sich nun die Bagatellen
von Camille Saint-Seans vorspielen
und Jean-Claude Pascal raucht Kette dazu.
Charles Baudelaire spricht seine bösen Blumen
und Gisèle Freund sucht nach der Perspektive
für ein Gruppenfoto, das sie nie machen wird.
...
17 Tiefe Wunden
Vorschautext:
Im Weinstock weben
Spinnen schon morgens
schöne Netze
Grillen klopfen mittags
singend an die Fenster
Nachtigallen schlagen
so tiefe Wunden
Jahre vergehen bis diese
zu Narben verholzen
Im Garten hoch oben
im Ahornbaum
verstecken sich abends
...
16 Verheißungsvolle Früchte
Vorschautext:
Für Tilken
(Tilly Boesche-Zacharow)

wir teilen uns
verheißungsvolle Früchte
in Orangenhainen

wenn der Saft
trocken
über uns fällt
so tröstend der Kern

...
15 Wasserstandsmeldungen
Vorschautext:
Ich nahm heute den Globus zum Entstauben auseinander,
seitdem glänzt er wieder, allerdings ist die Achse nun besonders schief.
Die Kontinente passen noch weniger zueinander.
Glucksend schleifende Geräusche kommen aus der Waschmaschine,
sie blinkt überall und zeigt auf Pumpe.
Am Bullauge steigt der Wasserstand auf zwanzig Zentimeter tief.
Auf meinem Konto herrscht absolute Ebbe, seitdem man mich betrog.
Die Polizei tut nichts, ist ungerührt,
meine Rechtsschutzversicherung sei erloschen,
schreibt man mir in einem Brief,
das zum sofortigen Verlust des Schutzes führt.
Nicht nur am Briefkasten ist es kühl,
...
14 Novemberheide
Vorschautext:
Betrauert werden nun auch Birken
und des nachts die zitternden Leoniden
Es stöhnt und ächzt der noch belaubte Wald
unter der verfrühten weißen Last
Goldenes Licht hält sich diskret zurück

Grüne Kränze geschmückt mit Schleifen
trägt man in die Eibenschluchten
und auf den bekreuzten kahlen Feldern
wirkt selbst das Stoppelgras geknickt

Wie schnell die Heide verdämmert!
...
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