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Gedichte zu Ostern - Seite 39


Das Osterfeuer

Dunkel wurde die laue Nacht,
keiner hatte sich chic gemacht.
Diesmal lohnte sich nicht der Putz,
denn gleich gab es feinen Schmutz.
Von den Alten übernommen war heuer
das jährliche traditionelle Osterfeuer.
Es soll die bösen Geister verjagen,
Liebeslicht in unsere Herzen tragen.
Die Sonne verschwand hinterm Wald
und der Platz füllte sich schon bald.
Jeder prüfte des Windes Richtung
auf der überdimensionalen Lichtung.
Keiner wollte beim Essen und Erlaben
den Rauch unter der Nase haben.
Es haben sich die Frauen, Kranken und Alten
an ihre mitgebrachten Stühle gehalten.
Die Kinder mussten sich geduldig recken
auf den Planen und Pferdedecken.
Nur die Männer, Helden der Flammen,
drängten sich um Stehtische zusammen.
Den ganzen Tag haben sie hergekarrt,
was jeder so zusammen gescharrt.
Bäume, Sträucher, Hecken, alles pur,
nur entnommen der gesunden Natur.
Autoreifen, Sofas, überhaupt nur Müll
keiner hier verbrennen will.
Als der Mond hinter den Wolken stand,
ein Tag bald in den andern fand,
rief die Feuerwehr zur Vorsicht auf,
gleich nimmt das Feuer seinen Verlauf.
Und sie liess auch stolz verkünden,
nur einer darf das Feuer zünden.
Der Name ward sogleich verraten
und kündete von seinen guten Taten.
Mal ist es ein Feuerwehrkamerad,
der beim Einsatz Besonderes tat,
mal ist es ein junger Mann,
der sich auf seine Hochzeit besann.
Dann sah man ihn im Dunkeln wühlen,
mit Papier und Feuerzeug spielen.
Eine kleine Flamme vergrößerte sich,
schoß durch das Stroh als heller Strich.
Bis zur Mitte des haushohen Haufen
sah man gespannt das Feuer laufen.
War es Qualm oder Dampf, was stieg?
Eine hohe Flamme gewann den Sieg.
Die kleinen Flammen aufwärts rannten
die dünnen Zweige sofort brannten.
Im Nu entstand so auf die Schnelle
ein glühender Strauch an dieser Stelle.
Die Glut zerfraß, der Zweig zerbrach,
das ganze rutschte sprühend nach.
Die Flamme stieg, die Hitze mit,
wir machten rückwärts einen Schritt.
Das Feuer schloss im Selbstlauf Lücken,
da hieß es nicht mehr Daumen drücken.
So schnell gab es nicht was neues hier,
drum hielt man sich an Wurst und Bier.
Zwischendurch ein kleines Fläschchen
zauberte so mancher aus dem Täschchen.
Dabei ging man von Mann zu Mann
und wünschte „Frohe Ostern!“ dann.
Das gleiche bei denen auf den Stühlen,
aber mit wesentlich stärkeren Gefühlen.
Früher sang man auch noch Lieder,
das ist nicht mehr, doch es kommt wieder.
Das Feuer brennt zwar die halbe Nacht,
doch wenn der Berg zusammen gekracht,
erhebt sich alles, packt die Sieben Sachen,
um sich auf den Heimweg zu machen.
Nur die neuesten Pärchen bleiben am Ort
und führen die Romantik des Feuers fort.
„Dort, wo die Feuer das Alte rafften,
sie aber auch Platz für Neues schafften.“

17.04.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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Ach ihr lieben Osterhasen-2010

(Brief 2010 an das Osterpostamt)

Mein Opa brachte mich zu Bett
und erzählte mir ganz nett:
„Eins-Zwei-Drei, es eilt die Zeit
und bald ist es nun so weit.
Nach dem langen Winter hier
stehet Ostern vor der Tür.“
Heut früh bin ich zur Tür geflitzt,
ob dort schon ein Hase sitzt.
Einer mit den langen Ohren,
der sich dies Fest hat auserkoren.
Nicht, dass die Suche ich verpasse
und im Garten schmilzt die Masse.
Ich schlich durch das hohe Gras,
aber nirgends war etwas.
Kein Nest mit vieler Nascherei,
nicht mal ein gefärbtes Ei.
Sonst sah ich es schon von weitem blitzen,
durch die Halme und die Ritzen.
Altbekannte Geschenkverstecke,
hinterm Schnittlauch, in der Hecke.
Alles bin ich abgerannt,
aber nirgends ich was fand.
Ich sah in jeden Eimer, jede Kanne,
untern Flieder, hinter die Tanne.
Alle Stellen waren leer,
das verwunderte mich sehr.
Bunte Eier könnte ich vertragen,
jeden Tag in meinem Magen.
Küken, gelb, aus Marzipan
wären was für meinen Zahn.
Schokolade, als Figur verpackt
würde am Morgen schon geknackt.
Und ein dreidimensionales Puzzlespiel
wäre bei der Suche ein lohnendes Ziel.
Im Mund mir schon die Spucke lief,
aber irgendwas ging schief.
Ob der Hase mich vergaß
und lieber seine Möhrchen fraß?
Oder hat er seine Qualen
mit dem Osterei bemalen?
Ist die Farbe noch nicht trocken,
dass alles muss am Ofen hocken?
Sind die Zulieferer krank
oder klemmt die Tür vom Schrank?
Sind die Eier, sonst gut behütet,
etwa alle ausgebrütet?
Fehlt s an großen oder kleinen
Pinselborsten von den Schweinen?
Ist in der Süßigkeitenbastelhalle
etwa die Schokoladenmasse alle?
Fehlt vielleicht das Ostergras
oder ist das Spielzeug nass?
Fragen über Fragen,
wer kann mir die Antwort sagen?
Könnte ich die Hasen unterstützen,
würde das sicher allen nützen.
Mit Körbchen stand ich so im Regen,
da rief der Opa mir entgegen:
„Mach dir bitte keine Sorgen,
das Osterfest beginnt erst morgen.“
Da fiel mir ein Stein vom Herzen,
denn vorher war mir nicht zum Scherzen.
Jetzt weiß ich, ihr kriegt das hin,
drum grüsst euch eure Charlyn.

14.04.2010 © Wolf-Rüdiger Guthmann
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