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Gedichte über den Menschen - Seite 833


Der faule Esel - Eine Geschichte und ein kurzes Gedicht

(Der Weg zur Weide - zweiter Teil)

Der Esel sah sich um.
Niemand war in seiner Nähe.
Wo waren alle ?
Die Mittagssonne schien erbarmungslos auf sein Fell.
Ihm war heiss, er hatte Durst und sein Wassertrog war leer.
Auch hatte es längere Zeit nicht geregnet.
Wie immer schrie er, wenn er etwas wollte, um Hilfe:
"Ihh Ahh .. Ihh Ahh"
Sein "Ihh Ahh" war sehr laut und sehr weit zu hören.
Doch alle, die ihn kannten, ignorierten seine Rufe
und alle, die ihn nicht kannten, waren mit eigenen, wichtigen Dingen beschäftigt.
Da der Esel nie etwas alleine und so richtig gut, erschaffen hatte, war er hilflos.
Resigniert ließ er seinen Kopf sinken.
Kläglich verhallte sein trauriges und immer leiser werdendes "ih ah".
Niemand rief.
Niemand kam.
Niemand kümmerte sich um ihn !
Doch plötzlich hörte er ein leises Rascheln im Gras und bemerkte eine kleine Maus, die ihn interessiert ansah.
Sie sprach "Ich beobachte Dich schon sehr lange !
Hast Du eine Idee, warum Dir keiner hilft ?"
"Ich weiß nicht .. vielleicht weil sie alle gemein sind ?!" antwortete der Esel.
"Nein ! .. Sie haben sehr häufig versucht, Dir wahrhaftig zu helfen,
doch Du hast sie nur ausgenutzt !"
Die Maus machte eine kleine Pause und kam näher heran, bevor sie weitersprach:
"Denn nur dem, der auch die Verantwortung für sich und seine Taten zu übernehmen bereit ist
und selbstständig sein will und auch handelt, dem kann wahrhaftig geholfen werden."
Die Maus drehte sich um und lief in das hohe Gras, bis sie nicht mehr gesehen wurde.
Zum ersten Mal in seinem Leben überlegte sich der Esel,
wie er sich selbst helfen konnte.
Seine Strategie, nur so zu tun, funktionierte nicht mehr.
So schaute er sich aufmerksam um, blickte in alle Richtungen und kam zu einer Entscheidung:
"Ich werde zum Wald hinüber gehen.
Die Tiere dort haben bestimmt auch Durst und die Bäume brauchen ja auch Wasser."
Er ging los.
Nach einiger Zeit wurde er ungeduldig.
Ein Gedanke kam ihm:
"Manchmal geht man und kommt nicht voran !
Na ja, manchmal kann man froh sein,
wenn man nicht rückwärts geht,
auch wenn man vorwärts will"
So ging er dann schnelleren Schrittes zum Wald und blieb verängstigt vor ihm stehen.
Aus dem Dunkel des Waldes heraus, schienen ihn unsichtbare Augen bedrohlich anzusehen.
Doch dann gab er sich einen Ruck und er überwand seine Angst.
Er ging vorsichtig und langsam in den Wald hinein.
So ging ein paar Minuten, bis er ein leises Plätschern und Rauschen hörte.
Er beschleunigte seine Schritte und dann sah er ihn.
Mitten im Wald mäanderte ein kleiner Bach sich zwischen Gebüsch und Bäumen hindurch.
Doch der Graben, durch den er floß war ziemlich tief.
Zu tief.
Der Esel konnte mit dem gesenkten Kopf nicht die Wasseroberfläche erreichen.
Er könnte hineinspringen aber er erkannte, dass es zu gefährlich war und er sich dabei verletzen würde.
Als er so in Gedanken versunken vor dem rauschenden Bach stand, erklang eine bekannte, leise, piepsende Stimme hinter ihm.
Es war die Maus:
"Hierher hast Du es alleine geschafft! Sehr gut!
Doch um aus dem Bach zu trinken, ist der Graben viel zu tief !
Was wirst Du tun ?"
Der Esel drehte sich zu ihr um und sagte:
"Ich werde mit dem Bachlauf gehen und nach einer flachen Stelle suchen !"
Die Maus kippte den Kopf zur Seite und sah ihn amüsiert an.
"Ich kenne diesen Bach !
Leider gräbt er sich immer tiefer in die Erde.
Gehe in die Richtung gegen den Strom.
Hinter dem übernächsten Busch wirst Du eine flache Stelle finden.
Und falls Du die Quelle des Baches finden willst, gehe einfach immer weiter.
Das Wasser der Quelle ist am gesündesten. Es reinigt und sättigt Dich am besten !"
Die Maus drehte sich sprungartig um und verschwand im Unterholz des Waldes.

Der Esel ging, wie die Maus es ihm empfohlen hatte und stillte seinen Durst.
Dann überlegte er, was er tun sollte.
Er entschied sich für ein Abenteuer und ging in Richtung der Quelle.

*

Und die Moral von der Geschicht:
Traue faulen Eseln nicht

Sie wollen andere ausnutzen
Du darfst für sie gern putzen
arbeiten und sie bedienen
Sie denken wie auf Schienen
Gerade der Weg, einfach der Anfang und das Ziel
und bewegen sich selbst und auch sonst nicht viel

Wer Hilfe gibt, der bedenke
wem er welche Hilfe gibt
Der kluge Helfer lenke
indem er Wollende zum Wissen schiebt

Faule Esel in der Not
ohne Wasser, ohne Brot
bequemen sich bei Zeiten doch
und finden selbst zum Wasserloch

© jogdragoon
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Oben, gesellschaftlich ...

Unser Eigensinn steckt in der Gesellschaft drin
Die Gesellschaft selbst macht durchaus Sinn
Erspart man sich doch, wenn man sie kennt
Dass man Einzeln das Leben schlicht verpennt

Schwimmen in der großen Masse
Erweist sich meist als große Klasse
Man kann tun und lassen was man will
Die Welt herum hält meistens still

Man wir auch nicht zum Ziel von Häme
Nicht vorauszusehen dass es dazu käme
Kein Unmut kein schlechtes Gewissen
Nacht für Nacht ein sanftes Ruhekissen

***

Doch wer die Gesellschaft führt und lenkt
Der weiß sich um die Anonymität gekränkt
Er findet keine lebendige Menschenseele mehr
Ohne Millionen und Milliarden geht’s nicht mehr

Drum führt er uns nicht wirklich gut
Bringt uns zudem um das ruhige Blut
Er entfacht die Glut wie auch den Hass
Macht leider allzu viele Menschen blass

Er strebt ständig weit nach oben
Ehrlich und ganz Ungelogen
Erst noch etwas zögerlich
Lebt er dann allein für Dich

Will ins All zu deinem Stern
Als einer deiner Herrn
Will dein Bestes, dein Geschick
Und fasst dich knackend beim Genick

Sein Freund druckt für den Kragen ein Label
Das wird bald dein schönstes, neuestes Fabel
Liest sich modisch, ganz modern
Hast du doch sicher ziemlich gern

Gut gelaunt, deine Freunde singen mit
Mit uns‘rem Star seid ihr stets zu dritt
Er weiß alles wirklich ganz genau
Seine Taube, nun tot, erst war sie blau

Er baut Autos aber er verschweigt
Das auch sein Leben sich langsam neigt
Er tut forsch und gibt noch mächtig an
Nach ihm ist dann sein Sohn erst dran

Bis er dich richtig glücklich macht
Ist es längst schon schwarze Nacht
Nicht aber wenn du bei ihm kaufst
Auf seine teuren Produkte baust

Vergessen habe ich noch seine Kunst
Wenn du einmal feurig in der Brunst
Dann stielt der dir das große Glück
Von deinem heißgeliebten Stück…

***

Alles weggewischt bleibt er der Sieger
Zudem scheint er der größte Krieger
Hat nicht Angst nicht Furcht nicht Ruhe
Holt er tausend Schätze aus seiner Truhe

Reich wie er ist so scheint er auch klug
Herr der Intelligenz, von Lug und Trug
Herr der Symbole, Herr seiner Sinne
Herr des Wortes, Herr der Stimme

Sein bester Freund ein ganz verweg‘ner
Könnte sein, der wird bald zum Gegner
Hat der reichste Mann der hippen Welt
Sich nicht selbst zum Regieren herbestellt?

So wird das Schicksal ihn versuchen
Auf den Rest der Welt zu fluchen
Sich zu erheben gegen helles Licht
Bevor es dann in Dunkelheit verlicht …

© Auris cAeli
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