Zweisamkeitsprobleme

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Zweisamkeitsprobleme

©Hans Hartmut Karg
2017

Sie konnte lebenslang nichts schlechter,
Als über Ihren Schatten springen.
Ein Mann schien Ihr nur dann ein rechter,
Wenn er Ihr Liedlein konnte singen.

Ein Mann hatte nur diese Wahl:
Zu singen, wie Sie es denn wollte.
Versuche gab es ohne Zahl:
Ihn hinzuführen, wo er sollte.

So fing sie einen lieben Mann,
Der sie von ganzem Herzen liebte.
Er hat für sie alles getan,
Wenn er an ihren Lippen nippte.

Er gab auch bald das Rauchen auf,
Besucht´ die Freunde nur sporadisch
Und wandelt´ seinen Lebenslauf –
Dennoch wurd' er nun podagrisch

Sie schickte ihn zum Joggen fort
Und schimpfte, wenn er glücklich war.
Er trank nur Wasser, trieb viel Sport,
Brotzeitete allein sogar.

Sie kontrollierte alles, jedes,
Er musste lesen, was sie wollte.
Dabei war er ein Archimedes,
Der zuhörte, wenn sie es wollte.

Nichts war Ihr recht, nur Ihr Prinzip:
Der Vorführmann muss schlank erscheinen!
So gab es für ihn manchen Hieb,
Den still er musst´ für sich beweinen.

Von Liebe war da nichts zu spüren:
Folgte er, durfte er auch ran,
Ein männliches Geschäft vollführen,
Soweit er es verrichten kann.

Folgte er nicht dem Regiment,
Gab es für ihn nichts zu bestellen.
Es gab für ihn auch kein Event,
Er konnte nur die Tage zählen.

So ließ er sich mit schwerem Herzen
Nach dreiundvierzig Jahren scheiden,
Denn unerträglich wurden Schmerzen,
Die er tagtäglich musst' erleiden.

Um ihrer Fuchtel zu entgehen,
Nicht ewig Ecce homo sein,
Musste er traurig von ihr gehen
Und blieb im Alter ganz allein.

Wer Menschen nur verändern will,
Sie herrschaftlich beständig steuern,
Für den hat ausgedient das Spiel
Der Liebe - nichts lässt sich erneuern!

*

Informationen zum Gedicht: Zweisamkeitsprobleme

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20.06.2017
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