Zu viel Bescheidenheit

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Sie hielt sich klein und stets zurück,
verpatzte so ihr Lebensglück.
Bescheidenheit fraß sie fast auf
in ihrem trüben Lebenslauf.

Zuerst fing ihre Galle an,
der Magen rebellierte dann…
Die Depression hielt sich nicht fern,
denn solche Menschen hat sie gern…

Und trotzdem sagte sie nie: „Nein!“,
Gefallsucht schlug sie kurz und klein.
Erwachsen werden wollt‘ sie nie,
dazu kam manche Allergie…

Der Körper schlug so laut Alarm,
der Krebs vergnügte sich im Darm.
Und irgendwann – ach, viel zu früh –
war sie für diese Welt perdue…

Auf ihrem Grabstein ist zu lesen:
„Sie ist stets lieb und nett gewesen!“
Doch selbst, wenn sie das scheinbar ehrt:
War so ein Leben lebenswert?

Informationen zum Gedicht: Zu viel Bescheidenheit

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06.04.2016
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