Zeitwirbel
Ein Gedicht von
Marcel Strömer
Die Welt rotiert, unruhig,
Algorithmen sortieren unser Denken,
Feeds spülen Nachrichten wie Sturmfluten heran:
Aufstieg, Fall, Skandal, Triumph –
alles gleichzeitig, alles flüchtig.
Die Feiertage: vorbeigehende Fremde,
Blitze der Freude, schnell verblassend,
wie Temperaturwechsel im Klimawandel
– jede Freude, jede Trauer ein Moment,
der schon wieder verschwindet.
Wir hetzen durch To-Do-Listen,
zwischen Zoom-Calls, Emails, Push-Benachrichtigungen,
soziale Medien als Taktgeber unserer Aufmerksamkeit,
die Psyche unter Druck, die Schlafzyklen fragmentiert,
Burnout und Einsamkeit in urbanen Zentren
als stille Begleiter des Fortschritts.
Abschiede kommen, manchmal plötzlich,
als Schock, manchmal als nüchterne Logik:
Leben ist Endlichkeit,
jede Generation hinterlässt Spuren –
digitale wie physische,
doch die Substanz der Dinge flüchtig.
Was bleibt?
Vielleicht nur die kleine Empathie,
ein Moment der Achtsamkeit,
ein Gespräch, das nicht getimed,
ein Lächeln, das nicht gepostet wird.
Im Wirbel der Zeit
müssen wir lernen,
zwischen Information und Bedeutung
zu Atmen.
© Marcel Strömer
[Magdeburg, 29.12.2025]
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