Wo ist die andere Seite?

Ein Gedicht von Heinz Säring
An den Ufern eines Flusses
stehn zwei Frauen, ziemlich tolle:
Es sind nämlich zwei Blondinen.
Dabei spielt es keine Rolle,
ob sie fremd sind, ob Cousinen.
Denn ein Kind schon könnt' es sehn,
dass die beiden sich verstehn.

Ruft die eine zu der andern:
"Sag mir doch zu meiner Freude,
wie komm, ohne weit zu wandern,
ich bloß auf die and're Seite?"

"Nicht, dass ich dich falsch verstehe
oder Kummer dir bereite, -
doch, wenn ich das richtig sehe,
bist du auf der andern Seite!"

Ohne weiter erst zu streiten,
hat sich jede vorgenommen,
werd ich Freude dir bereiten,
einfach schwimmend zu dir kommen.

Später dann, Stück abgetrieben,
eine hüben, eine drüben!
Unterschiedlich ist nur das:
Jetzt sind alle beide nass!

Anmerkung:
Ich bitte um Verzeihung bei allen Blondinen.
Die das hier gelesen haben, sind sowieso nicht gemeint.
Und in Wahrheit halte ich überhaupt nichts
von Pauschalansichten über irgendwelche
Menschengruppen.

Informationen zum Gedicht: Wo ist die andere Seite?

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26.08.2011
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