Wir sind nochmal davongekommen

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Ich wollt Dich so vieles fragen,
Du, Freund aus alten Kindertragen.
Jetzt sitzen wir so wortlos da
die Stimmung fremd und sonderbar…

Was damals mit uns zwei geschehen,
das ist heut‘ nicht zu übersehen:
Das Leid, es steht Dir im Gesicht,
auch meine Träume weichen nicht…

Als Kinder gab es häufig Schläge,
damit man blieb am rechten Wege.
Des Vaters Recht zur Züchtigung:
Beschämende Gesetzgebung.

Die blauen Flecken sind verschwunden,
doch jene unsichtbaren Wunden
sie reißen immer wieder auf,
wer gibt uns Antwort heut‘ darauf?

Die Mutter stand stets stumm daneben,
so war „Erziehung“ damals eben…
Wir hatten es ja schließlich „gut“,
als Blitzableiter Eurer Wut.

Ein stets gewaltbereiter Vater
vergrößerte den Seelenkrater,
er selbst war ein geschlag’ner Sohn,
dies war Familientradition…

Wir sind nochmal davongekommen,
im Strom des Lebens mitgeschwommen.
Heut‘ fragt uns keiner mehr danach,
doch die Erinn’rung liegt nicht brach…

Informationen zum Gedicht: Wir sind nochmal davongekommen

576 mal gelesen
29.05.2015
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige