Wie das Leben so spielt

Ein Gedicht von Heinz Säring
Der Petrus beim Einlass, der hat seine Sorgen,
die Zugänge sind ja nicht heute wie morgen.
Beim Neubau von Wolken gabs mancherlei Mängel.-
die Folge: in letzter Zeit sehr viel Gedrängel.

Drum hing er ein Schild raus, so ganz auf die Schnelle:
"Zur Zeit nur für außergewöhnliche Fälle!"
Er musste sich leider dazu überwinden,
wer rein will, der musste das gründlich begründen.

Beim Nächsten, der anklopft, da ist er gerührt:
"Nun red schon, mein Guter, was ist denn passiert?"
"Mein Eheweib war mir schon lange verdächtig.
Der Stachel im Herzen, der wurde so mächtig,

ich kam ein paar Stunden heut eher nach Haus,
wenn ich wen erwische, den werf ich hinaus!
Ich fuhr auch das Auto nicht in die Garage.
und stürzte hinauf in die siebte Etage!

Erblicke zwei Hände, - ich ahnte es schon -
da hängt einer außen an meinem Balkon!
Mein Weib sicher zittert jetzt in unsrer Kammer,
doch ich, kurz entschlossen ergreife den Hammer,

die Schläge, die hat er nun nicht überwunden,
ich war so in Rage, er stürzte nach unten!
Doch landet er weich auf nem dämlichen Strauch,
er guckte noch dumm, extra unschuldig auch.

Ich schnappte den Kühlschrank, - er war ziemlich schwer -
und warf ihn dem Dreckskerl sogleich hinterher. -
Ich hab mich natürlich total übernommen,
der Herzinfarkt, der ist mir gar nicht bekommen!"

Der Petrus sprach:"Das war nun alles nicht fein,
doch macht er das Tor auf und lässt ihn hinein.

Und wie das so ist, selten kommt es zu Pausen,
nach kürzester Frist, da steht noch einer draußen.
"Beachte," sprach Petrus, "mein lieber Geselle:
Zur Zeit nur für außergewöhnliche Fälle!"

"Ich mach meinen Frühsport wie täglich, rasant,
bin etwas zu schnell zum Balkon raus gerannt!
Ein Stuhl stand im Wege, ich war so geladen,
bin irgendwie über die Brüstung geraten.

Doch einen Stock tiefer, da konnt ich mich fangen
und habe dann dort am Geländer gehangen,
ich schnappte nach Luft noch mit wenig Behagen,
doch dann hat mir wer auf die Finger geschlagen!

Ich stürze nach unten, doch stand da ein Strauch, -
da hatte ich nur ein paar Kratzer am Bauch.
Ich denk noch, das war nur ein kleines Malheur,
da kam wie vom Himmel ein Kühlschrank daher.

Der hatt' ein Gewicht, vielleicht war er voll Bier.
Das war soweit alles - und jetzt bin ich hier.
Der Petrus sprach traurig:"O welch eine Pein!"
Er hielt ihm die Tür auf:"Komm ruhig herein!"

Der Nächste, der hatte das Schild schon gelesen.
Er meinte:"Bisher ist es super gewesen."
"Nun", sprach jetzt der Petrus, "und was war dein Kummer?"
"Ich hatte grad eine verdammt schöne Nummer,

als plötzlich ihr Mann kam, - das wars dann gewesen, -
ich hab splitternackend im Kühlschrank gesessen . . . . ."

Informationen zum Gedicht: Wie das Leben so spielt

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06.10.2011
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