Welt - Anschauung

Ein Gedicht von Christoph Hartlieb
---- Herr X, wen überraschte dies,
beurteilt seine Umwelt mies.
Als überzeugter Meckerfritze
ist er unübertroff´ne Spitze
---- Gesund, gebildet, noch nicht alt,
mit regelmäßigem Gehalt,
er dürstet nicht, er hungert nicht,
nein, ungewollt steigt sein Gewicht;
zentralgeheizt sein hübsches Zimmer
mit Stereo und Kerzenschimmer;
Theater, Kino und Museen,
es steht ihm frei, dorthin zu gehn.
---- Nun ja, es steigen zwar die Preise,
doch lockt die nächste Urlaubsreise;
die Läden sind zum Bersten voll,
er weiß kaum, was er wählen soll.
Die Freiheit ist nicht eingeschränkt,
und er darf sagen, was er denkt;
kein diktatorisches Regime
bestreitet und verbietet ihm,
sich seiner Rechte zu erfreun,
ein freier, froher Mensch zu sein.
---- Doch er klagt, und es klingt sehr echt:
Mein Gott, wie geht es mir so schlecht!
Er fängt beinahe an zu weinen:
Wie ungerecht! Ich kenne einen,
der sich mit Sekt und Sahne nährt
und außerdem Mercedes fährt.
---- O Mensch, ich rate dir entschieden,
sei nicht so schrecklich unzufrieden.
Lass ab von ständigen Beschwerden.
Den Himmel hast du hier auf Erden,
wenn du das viele Schöne siehst
und, statt zu nörgeln, es genießt.
Was willst du machen, wenn du erst
endgültig in die Hölle fährst!
Silesio

Informationen zum Gedicht: Welt - Anschauung

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01.09.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christoph Hartlieb) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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