Warum das Meer salzig ist

Ein Gedicht von Jürgen Wagner
In Gotland war’s, zu alten Zeiten,
ein mächt'ger König herrschte dort
Der Frodi kaufte sich zwei Frauen
mit Riesenkräften da am Ort

bekam die Wundermühl' dazu,
die konnte Wünsche mahlen,
die einer leise zu ihr spricht
Die Frauen mussten zahlen

für die Begehrlichkeiten
mit ihrer Kraft und Zeit,
für Macht und Ruhm und Prunk
Was scherte ihn ihr Leid!

Nur eines Liedes Dauer
durft alles stille steh'n,
die Frauen einmal ruhen -
dann musst' das Rad sich dreh'n!

Der König konnt' nicht halten,
wollt' immer, immer mehr
Noch schneller sollt' sich's drehen:
das Mühlrad knirschte sehr

Und sie vom Land der Riesen,
zu kämpfen ja gewohnt,
begannen nachts zu singen
und mahlten, dass sich’s lohnt

den Kummer ihrer Seele
in dieses Mühlrad rein
Das hörte es und mahlte
die Herzenswünsche fein:

das Unrecht, das geschehen
die Habgier ohne Scham
Sie brauchten nur zu singen -
Gerechtigkeit, die kam!

Ein Feindesheer ist kommen,
hat alle umgebracht,
die Grotti mitgenommen
und Beute noch gemacht,

die Mühl' auf's Schiff verladen
Sie kreiste ohne Rast,
musst' Salz dem Herrscher mahlen -
das Schiff sank ob der Last

Der Wunsch wurd' nie beendet.
Am Meeresgrunde dort
mahlt sie unendlich weiter,
salzt Meere immerfort

Nach dem Grottasöngr, einer altisländischen Dichtung, die sich bei uns im Grimm'schen Märchen vom Süssen Brei (KHM 103) niedergeschlagen hat.
Als Lied: https://youtu.be/s8v-RemudT4

Informationen zum Gedicht: Warum das Meer salzig ist

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28.09.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jürgen Wagner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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