Sterbehilfe

Ein Gedicht von Heidi Geiberger
Es sagt der Bischof von Fulda: „Weil das Leben ein Geschenk Gottes ist,hat kein Mensch das Recht, über seinen eigenen Tod zu verfügen…“

…dieser Satz bringt mich in Not,
er steht nur für den eignen Tod -
Gott sieht zu, wie sich die Horden
auch in seinem Namen morden,
er tut gar nichts, außer lieben
noch hat er uns nicht abgeschrieben.

Doch wenn mich Gott trotz aller Güte
vergaß - und ich bin lebensmüde,
allein und alt und voller Schmerzen
an Leib und Seele und im Herzen,
erwarte ich, verdammt noch mal,
dass mir die Kirche lässt die Wahl,
ob ich mein Leben leb zu Ende
oder legs in andre Hände.

Was ist denn daran so verkehrt,
wenn einer sich dagegen wehrt,
elendig zu vegetieren
und am Ende zu krepieren?
Sterben kann ich nur mit Würde,
wenn erträglich ist die Bürde –
ich pfeif‘ auf eines Bischofs Zoffen,
schließlich ist er nicht betroffen.

Doch vielleicht kann er verstehn,
würd‘ es mir wie ihm ergehn,
dass man mich wie ihn umhegte,
auf dem Niveau wie seinem pflegte,
käm‘ ich nie auf den Gedanken,
dass ich selber öffne Schranken
und würd‘ im Traum nicht daran denken,
mein gutes Lebens zu verschenken.

Wer auf der Welt hat ausgelitten,
kann seinen Gott persönlich bitten.

Informationen zum Gedicht: Sterbehilfe

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24.02.2015
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