Stadt im Winterkleid

Ein Gedicht von Marie Mehrfeld
Ausgestorben sei er, hieß es,
jener Herr mit Kälte, Schnee,
doch heut’ früh, mit aller Macht,
rein und weiß wie eh und je
kam ganz heimlich in der Nacht
weiße Pracht, so weit ich seh’,
lasse sie mir nicht vermiesen,
meine Großstadtwinterzeit,
freue mich, es ist so weit,
endlich hat’s bei mir geschneit,
lauf nach draußen, nur nicht hetzen,
atme tief, ich will’s genießen,
Schritt für Schritt gemächlich gehen,
will die ersten Stapfen setzen,
Vogelkrallenspuren sehen,
Dächer tragen weiße Hauben,
bin zum Staunen gern bereit,
schau umher, kann’s kaum glauben,
meine Stadt zur Winterzeit,
weiße Mützchen überall,
Winterpelz verschluckt den Schall,
und ich denk’, durchaus beglückt,
Schnee hat meine Stadt geschmückt,
grade ist’s so herrlich hell,
doch ich weiß, es wird nicht dauern,
Winter schwindet stets so schnell,
werd’ jedoch deshalb nicht trauern,
denn die ganze weiße Pracht
war für eine Nacht gedacht.
Jetzt wird Salz gestreut, geräumt,
hab’ wohl nur vom Schnee geträumt ...

©M.M.

Informationen zum Gedicht: Stadt im Winterkleid

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08.01.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Marie Mehrfeld) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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