Seelenbaum
Ein Gedicht von
Farbensucher
Wie zerbrechlich sie wirken, die Äste,
so ohne ein einziges Blatt.
Und ohne singende Sommergäste.
Die Hände, zartgliedrig. Und matt.
Der Wind trägt ihr knorriges Ächzen
kaum hörbar die Lüfte empor.
Der Krähen Klagen und Krächzen
durchdringt den stillen Trauerflor.
Zittrige Finger greifen und suchen
im ziehenden wolkigen Grau.
Mir ist's, als hört' ich ein leises Rufen.
Es klingt so bittend und rau.
Bin ich gemeint? Ist es die Seele,
die mit den Sehnsuchtsrufen schwingt?
Kamen sie gar aus meiner Kehle,
die wortlos Trauerlieder singt?
Erkennt der Baum mich als sein Gefährte,
der täglich nach ihm Ausschau hält?
Bin ich wie er Baum, der Traumgeleerte,
der greift nach einer Handvoll Welt?
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