Schwellenzeit
Ein Gedicht von
Sonja Dworzak
Ein matter Schleier hängt auf kahlen Wegen,
der Nebel tastet still nach jedem Stein.
Verblasst ist, was im Sommer schien zu leben,
und jeder Laut versinkt im fahlen Sein.
Die Tage schrumpfen, sacht und ohne Gnade,
die Sonne sinkt, ein müder, goldner Schwur.
Im Atem liegt die Ahnung alter Pfade,
die Zeit verrinnt – ein Kreis im Still der Spur.
Die Erde ruht, ihr Herz schlägt tief im Grunde,
es sammelt sich, was bald vergehen muss.
In jedem Blatt ein letztes Lebenswunder,
in jedem Wind ein flüsternd ferner Gruß.
Und wir, wir stehen still in grauen Räumen,
im Blick das ferne Leuchten neuer Saat.
So lehrt uns Dunkel, sterbend fortzuträumen,
bis Licht aus Asche neue Wege hat.
SDR
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