Papa, warum hast du mich nicht beschützt?

Du warst mein Held,
mein sicherer Ort,
der Mensch, bei dem ich einfach Kind sein durfte,
auch Fehler machen durfte.
Du hast mir beigebracht, wie man Fahrrad fährt,
wie man schwimmt
wie man fliegt,
wenn man sich gehalten fühlt.

Ich hab dir vertraut,
bedingungslos.
Ich hab mich in deinen Armen nie gefragt,
ob ich genug bin.
Du hast mich deine Prinzessin genannt
und ich wars,
für einen Teil meiner Kindheit,
für Momente,
die ich bis heute in mir trage wie kostbares Licht.

Aber während du gearbeitet hast,
hat sie mich gebrochen.
Mit Worten,
mit Schlägen,
mit Kälte.
Und du…
du hast es gesehen.
Nicht alles.
Aber genug.
Die blauen Flecken waren da.
Meine Augen haben dich gebeten.
Still. Immer wieder.
Doch du hast geschwiegen.
Du hast weggesehen.
Vielleicht, weil es einfacher war.
Vielleicht, weil du es nicht aushalten konntest.
Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur:
Du hast mich nicht beschützt.

Ich habe so oft gehofft,
du würdest mich einfach nehmen
und mit mir gehen.
Weg von ihr.
Einfach raus.
Einfach Vater und Tochter,
gegen die Welt.
Aber du bist geblieben.
Bei ihr.
Und ich bin gegangen.
Allein.

Seitdem wurde es still zwischen uns.
Erst seltene Worte.
Dann nur noch Erinnerung.
Ich habe dich verloren,
ohne dich je loslassen zu können.

Ich vermisse dich, Papa.
Tiefer, als ich oft zugeben kann.
Ich wünschte, du würdest kommen.
Nicht, um alles ungeschehen zu machen
das geht nicht.
Aber um mir zu zeigen,
dass ich dir noch etwas bedeute.

Doch du hast dich entschieden.
Für sie.
Für das Schweigen.
Für den Weg ohne mich.

Ich begreife es nicht.
Vielleicht soll ich es gar nicht.
Aber es tut weh.
Jeden verdammten Tag.

Und trotzdem:
Ich halte die Tür offen.
Nicht für das, was war.
Sondern für den Teil in dir,
der mich einmal geliebt hat.
Der mich vielleicht immer noch liebt.
Und sich eines Tages traut,
zurückzublicken.
Zu mir.
Zu uns.
Nach Hause.