Küssen, küssen, küssen
            
            
            
                Der Schöpfer dereinst aus dem Paradies 
das erste Liebespaar verstieß. 
War der große Erdenbauer 
plötzlich neidisch oder sauer? 
Ich rate, was passiert sein muss, 
ihm fehlte sicherlich ein Kuss. 
Wir küssen Partner, Kinder, Schwiegermutter, 
den Hund, das Pferd, das Auto, den Kutter. 
Wir küssen das Glückslos und den Amtsbruder 
und in der Bar manch steiles Luder. 
Wir küssen Wangen, auf den Mund sowieso,  
auf Hände, Schultern und manchen Popo. 
Ob nun zwei fette Schnauzen 
schmatzend aufeinander plauzen,  
oder schmale jungfräuliche Lippen 
tastend und nur ängstlich stippen, 
das macht jeder wie er kann und will, 
Hauptsache, das Gegenstück hält still. 
Ob sie drücken, saugen, beißen, lecken,  
nach Himbeeren oder Romadur schmecken, 
ob die Lippen gefettet, gespritzt oder beschmiert, 
oder mit Läusebluthaltigem Stift verziert, 
das bleibt jedem selbst überlassen 
und richtet sich nach seinen Kassen. 
 
Ob sich Pärchen, Männer oder Frauen 
auf der Straße das getrauen, 
hängt meistens nicht zu knapp 
von Erziehung, Takt und Bildung ab. 
Oder zu jung sind noch die Rangen, 
weil sich verhaken ihre Spangen. 
Man kann dem Speichelschlucken lauschen, 
im Mund sogar Kaugummis tauschen. 
Man kann gemeinsam dabei Lieder summen 
oder bald vor Anstrengung verstummen. 
Doch ohne Kuss, denkt stets daran, 
fängt auch der Schöpfer nichts mehr an. 
03.09.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann            
                            
                    
                    
                        
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