Krieg muss nicht sein

Ein Gedicht von Franz josef Klötgen
Eines ist vorab zu sagen: „Keinen gilt's hier anzuklagen.
Falls es Irgendwem so scheint; als Vorwurf ist hier nichts gemeint.
Es wird nur manches hinterfragt, worüber alle Welt nun klagt".

Viele stimmen sicher ein:
Krieg muss nicht sein!

Menschen wird viel vorgegaukelt.
Arglistig von ihren Herrschern verschaukelt,
werden sie des Lebens nicht froh.
Zwischen Frankreich und Deutschland war's lange so.
Sie wären ewig schon verfeindet -
Als Erbfeinde würden sie niemals befreundet.
So wurd's allen eingehämmert.
Viele folgten ganz belämmert.
Wähnten Lüge gar als Recht —
Wurden der Henker Opfer wie Knecht,
- arg verführt in ihrer Not
mit Köderparolen wie,, Arbeit und Brot".
Friedensrufe wurden stumpf;
Säbelrasseln war halt Trumpf.
Den Untertanen versprach man glänzende Siege
- trieb sie hinein in blutigste Kriege.

In Existenznot schlug man Alarm
und rief die USA auf den Plan.
Die hat dann mit aller Kraft
schließlich reinen Tisch gemacht.
Wie viele kehrten nicht zurück-
Aus der Traum vom ,,Siegesglück"
Die Vaterländer am Boden; der Krieg war aus.
Amerikaner spielten Herr im Haus.
Fanden nach jedem Kriegsinfarkt
einen sehr begehrten Markt.
Europa geschwächt und Deutschland entzweit:
Das Ende der Unabhängigkeit.

Zwei aber wussten, dass Unmündigkeit
Urgrund ist für endlosen Streit.
Fürchteten, dass ihre Völker sich mieden,
um erneut die Waffen zu schmieden.
Beide - von Natur aus heiter -
sagten entschlossen: „So geht das nicht weiter."
Machten einfach nicht mehr mit;
wagten den entscheidenden Schritt,
nach hartem, zähen fairen Ringen,
über der Völker Schatten zu springen.



Waren entschlossen — trotz aller Beschwerden —
erstmals echte Partner zu werden.
Fest überzeugt, dass es wohl geht,
wenn man der Menschen Seele versteht.
Führten den wahrhaft „ Heiligen Krieg";
errangen so den entscheidenden Sieg
- geduldig- respektvoll — nur mit Worten —
und öffneten ihren Völkern die Pforten.
Bestiegen die Bonner Rathausstufen,
um "Freundschaft" für Frankreich und Deutschland zu rufen.
Lautes Gejubel; es war geschafft:
Aus der Spuk von Erbfeindschaft!

Jahrzehnte schon sind nun beide versöhnt —
vom äußeren Frieden fast verwöhnt.
Jetzt gilt's, den Inneren - zu erhalten;
täglich neu ihn zu gestalten.

Alle lernen Geschichte und werden gesteh' n:
Im Nahen Osten könnt's auch so geh'n.
Würde dort keiner Waffen verkaufen,
müssten sich alle zusammenraufen.
Auf Frieden wird man ewig warten,
wenn nur die Großen sich beraten.
Vom Streit zwischen Irak und Iran kennt man das schon:
Zehn Jahre Krieg — eine Million Tote- aber keine Rettungsaktion.
Von Kindern als Panzerschutzschilde gegen Minen
wurde berichtet, doch kaum was vermieden.
Entschied man sich jetzt wie Adenauer,
wäre wohl Schluss mit Tod und Trauer.
Handelten Verantwortliche wie er und de Gaulle,
ginge es den meisten wohl.

Alle Friedenschancen werden vertan
durch westliche Raketen und die des Iran.
Wächst die Furcht, sich zu vernichten,
sollen's Friedenstruppen richten.

Berlins Nachkriegs - Bürgermeister Reuther, würde der das Spielchen verfluchen
und den Menschen laut zurufen:
„Ihr Völker der Welt, seid endlich bereit;
schenkt allen Menschen Mündigkeit,
statt dass ihr durch euren Schrott
alle liefert auf s Schafott!



Löst euch doch aus eurem Krampf,
sonst läuft's wie beim Hahnenkampf,
wo Männer Messer an dressierte Tierchen binden,
mit denen sie sich zu Tode schinden.
Fangt lieber an zu barenboimen (x1);
so können Kinder wieder träumen.

Warum gebt ihr Kleineren keine Chance?
Fürchtet ihr um die Balance?
Selbst mit euren Megawaffen
werdet ihr die niemals schaffen".

Jetzt nervt's Iran, dass aller Welt
sein Atomplan nicht gefällt.
Ist erfüllt von Ungeduld -
sucht bei anderen die Schuld-
Darum wird ganz ungeniert — altes Feuer neu geschürt
und vom Atomstreit abgelenkt,
indem man Hisbollah Raketen schenkt.

Die Anführer verklickern der Jugend
Selbstmordattentate als Tugend.
Versprechen ihr Geld und Orden
für das hinterhältige Morden.
Bleiben dabei selbst gesund
und hetzen aus dem Hintergrund.
Verteufeln laut in weißem Rock
Israel als Sündenbock.
Bauen sich ihren Popanz auf
und hauen dann zusammen drauf.

Wäre Israel nicht existent,
bekämpften sich radikale, islamistische Gruppen gleich vehement;
schädigten den Ruf der Guten,
deren Kinder dafür bluten.
Verstehen leider selbst sich nicht;
und geh'n mit andern ins Gericht.
Sucht man einem Prügelknaben,
um alles darauf abzuladen;
zeigt sich nur gern im Glauben geeint,
wenn man Israel stempelt zum Feind.
Und so wird geschickt kaschiert,
was Allah eigentlich moniert.

(x1)Der weltbekannte Dirigent Daniel Barenboim gründete ein Orchester mit
israelischen und palestinänsischen Jugendlichen und führte beiderseits der
auf palästinensischem und israelischem Gebiet Konzerte auf.



Auch Israel würde wohl von Jahwe gefragt,
warum es nicht den Frieden wagt,
wie ihn Rabin einst beschwor,
der leider zu früh sein Leben verlor.

Amerika tut immer so,
als machte es die Völker froh.
Spielt „Galionsfigur" für Würde und Recht;
Guantanamo aber passt dazu schlecht.
Fordert überall Demokratie
Und zwingt Gefangene auf die Knie.
Geschähe das im eigenen Land,
gäbe es großen Widerstand.
Beseitigt es rechtsfreie Räume nicht,
verliert es weiter sein Gesicht-Ehrlich eine wahre Schand'
für so ein schönes, reiches Land.

Keiner breche über andere den Stab,
doch schaufeln wir uns selbst das Grab,
wenn nicht bald Schluss ist mit dem Rächen,
womit wir uns zu Tode schwächen.
Schon das Wort Kriegs — Recht führt auf den Leim;
es suggeriert, Krieg müsse sein.

Juden, Christen und der Islam
lobpreisen Vater Abraham;
doch fast niemand sich drum scherte,
dass der nur auf Frieden schwörte.

Durch Isaaks Schonung wurde ihm klar,
wie Gott die Tötung von Menschen sah.
Leben zu schonen, wurde ihm Pflicht,
denn Menschenopfer will Gott nicht.
Um zu vermeiden Neid, Streit und Qual,
überließ er Lot die Weideplatzwahl.
Zum Glück hatte er früh erkannt:
Zunächst geht's um Frieden
und dann erst um Land.
Seine Großmut wurde belohnt.
Beider Leben wurde geschont.

Gebraucht werden Menschen- mutig und heiter;
Vorwürfe helfen da nicht weiter,
denn auch unter Christen war Krieg oft schon
vor und nach der Reformation.
Geschickt wurde den Völkern vorgemimt,
dass man Gott sogar damit dient.




Der wurde immer vorgespannt,
wenn man kämpfte um mehr Land.
Letztlich ging's um Macht und Thron,
doch meist nie um Religion.
Habgier, Landgier, Streitlust, Neid
stiften Angst, Hass, Not und Leid.
Alle bekämpften sich verbissen
und haben die Zukunft der Jugend verschlissen.

Die Treiber nannten sich „Führer" - „Von Gottes Gnaden".
So schafften sie's eher, ander'n zu schaden.
Krieg wurde zum Schein geheiligt
und schnell das ganze Volk beteiligt.
Selbst in Liedern und Gedichten
rief man auf, den „ Feind" zu vernichten
und Jungen an die Front zu schicken,
ohne selbst einen Finger zu knicken.
Lief es schief, war meist keiner mehr da —
weder König, Diktator, Präsident oder Schah.

Nach zwei Weltkriegen mit Millionen Toten und Vermissten
hat Europa nicht Grund sich zu brüsten:
wohl sich riesig darüber zu freuen,
dass es gelang, nicht nur zu verzeihen
sondern auch erstmals zu vertrauen
und Wege für den Frieden zu bauen.

Schafften es Herrscher, ihre List zu belachen,
könnten sie ganz schnell Frieden machen.
Hätte Gorbatschow mit Kohl nicht darum gerungen,
wäre die Einheit so schnell nicht gelungen.

Man begann, Raketen zu verschrotten,
statt sie teuer einzumotten.
Weltweit war bereits anerkannt
die Vorarbeit von Willy Brandt.
Auch fur Walesa und Woityla gab's kein Halt
beim Kampf um Frieden ohne Gewalt.

Blickt man etwas weiter zurück,
bescherten auch andere Israel Glück:
Der Tochter des Pharao verdankt es viel;
sie holte Moses aus dem Nil.
Das Weinen dessen sie berührte,
der Israel aus der Knechtschaft führte.
Er hat seinem Volk das Beispiel gegeben:
Gott will, dass alle Geknechteten leben.
Auch Kyros einen Neustart gewährte,
nachdem Nebukadnezar Juda zerstörte.



Sah Israel daher die Verpflichtung
zu einer neuen Friedensrichtung?

Zum Glück — für viele kaum zu begreifen -
verließ es einst den Gazastreifen.
Bekam mit den Siedlern großen Streit;
war aber trotzdem zur Räumung bereit.
Wenn es weiter die Schiene fährt,
verliert selbst der Golan schnell seinen Wert.
Israel hat die Wüste urbar gemacht;
das ging auch mit Nachbarn — wär' doch gelacht.

Schon Josef machte Ägypten froh;
Es ehrte ihn wie den Pharao.
Bewahrte selbst seine Brüder vor Hungersnot,
die zuvor ihm wünschten den Tod.
Der Pharao bot das fruchtbarste Siedlungsland an,
wo erst ein Volk wuchs aus Jakobs Stamm.

Wie Josef damals, gibt es auch heute
kluge, menschlich handelnde Leute,
die erfüllt von lauter Träumen
vor Ideen überschäumen-
forschen und Zukunftsprobleme erahnen,
Pumpen Zisternen und Silos planen, -
„intelligenteste Waffen", Hass zu verhindern
und die Nöte der Menschen zu lindern.

Unterstützung für sie wäre viel gescheiter
als Milliarden für Eurofighter.

Rücksichtslose brutale Zerstörung
provoziert nur weiter Wut und Empörung;
ein Schlag ins Gesicht für das Vertrauen
all derer, die beharrlich gestalten und bauen.

Jedes Reich auf dieser Welt
irgendwann in sich zerfällt.
Das musste selbst nach über 800 Jahren
das „Heilige" Römische Reich erfahren.
Europäer haben lang' einander verflucht
und wurden durch Kriege heimgesucht.
Genauso wäre es - ganz ohne Waffen-
jetzt im Nahen Osten zu schaffen.
Ein neuer Marshallplan muss her;
der bringt allen tausendmal mehr.




Wer sagt, das ginge nie und nimmer,
macht nur alles sehr viel schlimmer.
Es gibt überhaupt keinen Grund zu verzagen;
da lohnt es sich, Nelson Mandela zu fragen:
Schwarz und somit rechtlos geboren;
nie die Zukunftshoffnung verloren;
dreißig Jahre ausgehalten,
um frei mit allen sein Land zu gestalten.
Gewiss stellt sich auch bei ihm noch manche Schwierigkeit ein,
sonst wär's auch zu schön, um wahr zu sein.




Anmerkungen (vielleicht zu Beginn des Vortrages)

Die Bitte von Erziehern, wenn sich Kinder raufen: „Bekriegt euch endlich!" dient als
Aufforderung, sich zu vertragen, um weiterspielen zu können. Nicht die Einsicht der
Kinder, sich falsch verhalten zu haben, ist dabei wichtig, sondern die Fortführung des
Spiels ist das Ziel.
Ähnlich ist es bei der Ermahnung gegenüber eines vor Wut und Ärger außer sich
geratenen Kindes, wenn es heißt: „Krieg dich mal wieder ein!"
Nicht die Beruhigung ist dabei bedeutsam sondern die Chance, sich wieder in das Spiel
mit den anderen Kindern eingliedern zu können.
Der entscheidende Schritt zu einem gemeinsamen Weg muss von den Betroffenen selbst
ausgehen.

Informationen zum Gedicht: Krieg muss nicht sein

730 mal gelesen
29.11.2016
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