Klatsch im Treppenhaus

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Ein Gespräch zwischen Frau Schmoller und Herrn Mayer

Sie treffen sich fast täglich hier,
das Treppenhaus ist ihr Revier.
Das „Tagesblatt“ ist nichts dagegen,
wenn böse Zungen sich bewegen…

Frau Schmoller: Herr Mayer, haben Sie gehört
wer hier fast jede Nacht so stört?

Herr Mayer: Na klar, das ist die junge Schmitt!

Frau Schmoller: Die nimmt ja wirklich jeden mit!

Herr Mayer: Mit der Moral ist’s nicht weit her!

Frau Schmoller: Der Ruf des Hauses leidet sehr!

Harr Mayer: Die hat ´nen Schwarzen mitgebracht,
der blieb nicht mal die ganze Nacht.
Nach einer Stunde war er weg...

Frau Schmoller: Im Treppenhaus lag heute Dreck,
der stammt mit Sicherheit von dem
die sind so schlampig - und bequem...

Herr Mayer: Und dann der Scholz vom dritten Stock…

Frau Schmoller: Das ist ein alter, geiler Bock!
Der soll ja nur auf Männer steh'n...

Herr Mayer: Ja, ja. Ich hab‘ ihn schon geseh’n,
am Hauptbahnhof trieb der sich rum,
als er mich sah, glotzte er dumm.
Es war schon spät - fast Mitternacht.

Frau Schmoller: Was haben SIE da denn gemacht?

Herr Mayer: (sichtlich nervös)
Ich brachte einen "Freund" zur Bahn,
das geht doch niemand etwas an!

Frau Schmoller: (spöttisch)
Ja, ist schon gut, ich weiß Bescheid,
nicht nur der Scholz trägt "Abendkleid"...

Herr Mayer: Was sagen Sie zur Witwe Klaas?

Frau Schmoller: Hat mit dem Briefträger viel Spaß!
Dabei kommt der aus dem Irak,
mein Gott, wer solche Typen mag!

Herr Mayer: Ich kann das einfach nicht versteh’n.

Frau Schmoller: Die wird zu Al-Qaida geh’n!
Dann fliegt das Haus noch in die Luft!

Herr Mayer: Der Briefträger – das ist ein Schuft!
Ich glaub', der liest sogar die Post,
säuft heimlich meinen Apfelmost!

Frau Schmoller: Wer kennt noch Anstand und Moral?

Herr Mayer: Das Leben ist die reinste Qual…

Informationen zum Gedicht: Klatsch im Treppenhaus

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01.04.2016
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