Jungfrau und Junggeselle

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Kriemhildchen lief zum Brunnen schnell,
an welchem stand ein Junggesell´,
der wusch die muskulöse Brust,
an ihm war alles sehr robust…

Er sah die Maid mit Wohlgefallen
und ward im Nu ihr ganz verfallen.
Kriemhilde wurde puterrot,
als sich der Jüngling dreist anbot.

Als Jungfrau ward sie schwer pikiert,
doch dann hat sie sich nicht geniert,
mit Adalbert, dem strammen Knaben,
den schönsten Spaß der Welt zu haben.

Und in so mancher Sommernacht,
da jubelte die Mannespracht!
Doch wer viel Öl ins Feuer gießt,
hat sich so manches schon vermiest.

Bald läuteten die Kirchenglocken
und Frau Kriemhilde strickte Socken.
Der Klapperstorch, ganz unvermutet,
hat beiden Übles zugemutet.

Drei Kinderlein auf einen Schlag!
Wer da noch lüstern handeln mag?
Albert, Anselm und Adelheid,
die raubten Nerven, Geld und Zeit.

Die Mannespracht von Adalbert -
nun war sie keinen Groschen wert.
Der Hausherr machte – mit Verlaub –
sich eines Nachts still aus dem Staub.

Am Brunnen prangt ein Denkmal heut´,
und darauf steht: „Ihr lieben Leut´,
wenn man aus eitel Wohlgefallen
die Hüllen lässt zu schnelle fallen,
dann sind die Früchte oft recht sauer
und das Vergnügen nicht von Dauer!“

Informationen zum Gedicht: Jungfrau und Junggeselle

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21.10.2020
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Klaus Enser-Schlag) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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