Jedem das Seine

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
(Suum cuique)

Jeder Mensch hat seine Gabe,
jeder lebt im ei´gnen Schwung.
Einer wird ein alter Knabe,
und der and´re stirbt schon jung.

Einer lebt als armer Ritter,
der andre als ein reicher Scheich.
Mancher findet keinen Zwitter,
und niemand ist dem andern gleich.

Eig´ne Wege für sich finden:
Lieber Mensch, werd endlich wach,
denn so gleichst du einem Blinden
und bleibst das ganze Leben schwach.

Du hast dafür so große Auswahl,
mach es nicht der Herde nach.
Die Masse ist´s nicht, nicht die Zahl,
der eigne Kurzschluss geht dir nach.

Denn immer bist du selbst dein Ziel,
reiß mal die trüben Augen auf.
Und - so wie beim Trieselspiel –
begleit´st du dich allein beim Lauf.

Ach, wer mal arm, und wer mal reich,
zuletzt, da gibt es nichts zu fragen.
Am letzten Tor sind alle gleich!
Jeder hat gleich schwer zu tragen.

(2014)

Informationen zum Gedicht: Jedem das Seine

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10.04.2014
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