Ich trage, was niemand sieht

Ein Gedicht von Stay Strong
Ich bin die Stille in mir,
die niemand hört,
weil ich selbst verlernt hab,
ihr zuzuhören.
Ein Echo von früher,
zu laut
zu viel
zu nah.

Ich hab gelernt,
dass Weinen gefährlich ist
und Nähe
manchmal brennt.
Dass man überlebt,
indem man sich verlässt.
Nicht nur Menschen.
Sich selbst auch.

Ich bin oft verschwunden,
ohne dass es jemand merkte.
Habe funktioniert,
gelächelt,
genickt
und in mir
war nur Nebel
und ein leises „Ich will nicht mehr“.

Da ist ein Nebel in mir,
der alles weichzeichnet
die Schreie,
die Bilder,
die Tränen,
die nie kamen.
Ich nenne es Schutz.
Andere nennen es Trauma.
Aber ich weiß:
Es hat mich gerettet.
Und mich einsam gemacht.

Manchmal
steht die Traurigkeit
leise in der Ecke
und fragt,
ob sie näher kommen darf.
Ich sehe sie,
aber ich weiß nicht,
wie man sie hält,
ohne zu fallen.

Ich bin voller Fragen,
die nie gestellt wurden,
voller Worte,
die im Hals stecken blieben.
Ich habe Wände gebaut
aus Disziplin,
aus Stärke,
aus Schweigen
und frage mich jetzt,
wie man wieder durchkommt
zur Weichheit.

Depression ist kein Schleier,
sie ist ein Gewicht.
Unsichtbar.
Aber bleischwer.
Sie legt sich auf meine Schultern
wie das Leben,
das ich nicht fühlen kann.

Und trotzdem
tief in mir
regt sich etwas.
Nicht laut.
Aber echt.
Eine Sehnsucht,
nicht mehr nur zu funktionieren.
Sondern zu spüren.
Zu weinen.
Zu leben.

Ich bin nicht,
was mit mir geschehen ist.
Ich bin nicht nur das Überleben.
Ich bin die,
die trotz allem
weitergeht.
Die langsam lernt,
sich selbst die Hand zu reichen.
Auch wenn sie zittert.

Ich bin nicht verloren.
Ich bin auf dem Weg
nach Hause
zu mir.

Informationen zum Gedicht: Ich trage, was niemand sieht

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14.07.2025
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