Hoffnung

Ein Gedicht von Alex Luder
Der Kapitän ertrinkt in den kalten Gewässern
In Überzeugung, seine Matrosen befreien ihn vom Eid
Der Leuchtturmwärter trink aus Einsamkeit
In Überzeugung, dass Wetter werde sich morgen bessern
Und das eine Rettung käme, die ihn von seiner Insel befreit

Der Mann schläft einsam in kalten Federn
In Überzeugung, seine Frau finde den Weg zurück
Der Süchtige setzt die Zukunft auf sein Glück
In Überzeugung, er tanze bald auf vergoldeten Wegen
Mit Taschen voller Münzen, die er von Sträuchern pflückt

Die Malerin setzt den letzten Pinselstrich
In Überzeugung, ihre Begabung zeige sich ihr noch
Der Mienenarbeiter gräbt ein tiefˋres Loch
In Überzeugung, die Stütze breche auch diesmal nicht
Obwohl er diesmal dem Tode zu weit entgegen kroch

Die Lehrerin lehrt ihr Wissen stur und unverändert
In Überzeugung, es sei noch immer nicht veraltet
Der Diskriminierte schluckt, während er die Wange hinhaltet
In Überzeugung, es habe sich schon viel geändert
Während sich seine Heimat ein zweites Mal spaltet

Der Gefangene träumt durch die eisigen Gitter
In Überzeugung, sie streichle ihn wieder in den Schlaf
Die Köchin würzt ihr Essen zu scharf
In Überzeugung, es schmecke dann nicht mehr bitter
Und kocht das Zehntausendste Schaf

Der Geistige betet gegen seine Lust
In Überzeugung, seine Beichte hätte gereicht
Die Nomadin flüchtet so fern ihr Blick denn reicht
In Überzeugung, es schone sie vor Verlust
Während ihre Biografie in den Seiten verbleicht

Informationen zum Gedicht: Hoffnung

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10.06.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Alex Luder) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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