Herztreu

Ein Gedicht von Karina Schaper
Habe ich früher nicht mal gelernt, Menschen offen zu begegnen,
ein Lächeln zu schenken, Hallo zu sagen, aber nicht den Blick zu senken und den Kopf wegzudrehen?

Habe ich früher bewusst wahrgenommen, Menschen meine Aufmerksamkeit zu bieten,
aufeinander zu achten,
Gemeinschaft zu fühlen aber nicht mir sämtliche Kontakte zu verbieten?

Hab ich früher mein Herz aufgeschlossen, die Freude geteilt?
War spontan und verrückt, alles konnten wir machen.
Und jetzt, jetzt ist mein Gemüt einem Untergang gleich?

Darf ich noch lachen, vor Freude aufspringen?
Jemanden in meine Arme reißen, vor lauter Glück in den schiefsten Tönen singen?
Oder muss ich den Schalter für Neuprogrammierung wählen,
mein Innerstes den Endorphinen entheben?

Früher dürfte ich meine Meinung äußern, auch mal kritisch sein und Dinge hinterfragen.
Konnte selbstbestimmt planen, die Richtung mal ändern
und gelegentlich einen unsteten Weg einschlagen.

Habe ich Liebe versprüht, getanzt, den Tag herzlich begrüßt
und Vertrauen geschenkt.
Nun werde ich nur noch von außen gelenkt? Höre permanent Stopp, fühle mich gefangen
und von vielen Menschen getäuscht und hintergangen.

Leichtigkeit ist nicht mehr gegeben?
Das Herz oft schwer und die Träume entschweben?
Der Körper funktioniert, doch die Seele ruht und vergeht?
Gefühle sind Luxus, was bleibt, sind Wesen, die in der Dunkelheit schweben?

Darf ich noch lieben,
Ehrlichkeit leben?
Mit Freude geben ohne dem Höchsten nachzustreben?
Kann ich noch in den Spiegel sehen, mein wahres Ich erkennen?
Oder nur noch maskiert durchs Leben gehen?

Muss ich ganz still sein,
meine Stimme regulieren?
Im Alltag programmiert um mechanisch zu funktionieren?
Kann ich dem System die Stirn bieten, den Ja-Sagern entgegentreten?
Mich ständig umzuschauen, um der Ohnmacht zu entfliehen?

Soll ich mich nur noch den Mächten beugen? Meine Werte verraten? Meine Stärken, meine Herkunft, mein Leidenschaft verleugnen?
Oder sage ich, jetzt erst recht. Ich scheiß auf alles und leb im hier und jetzt?

Ich versuche mir treu zu blieben,
mich nicht zu verbiegen.
Jedes Wesen zu achten und mit Hingabe zu lieben.
Ich will verrückt sein und mich köstlich amüsieren.
Die Zeit genießen und meinen Mut nicht verlieren.

Meine Liebsten Ihr wisst,
ich stehe immer für Euch ein.
Kämpfe, beschenke und lass Euch niemals allein.
Mein Herz ist bereit die Narben zu tragen. Ich geb niemals auf, höre nicht auf zu hinterfragen.

Ich will sehen, lachen, meine Sinne beschenken.
Lautstark weinen, nicht beschämt sein, was andere denken.
Und ab und zu Glück haben und Freude erleben.
Trauer und Leid akzeptieren.
Aber nicht in Abgeschiedenheit und Rückzug zu leben.

Was ich tun kann ist, in den Spiegel zu sehen.
Fang bei mir an und warte nicht, dass sich nur die anderen erheben.
Bleibe nicht resigniert, nicht unbeteiligt, nicht mit Leere gefüllt.
Lasse nicht zu, dass wir uns verlieren, unser Herz mit all dem Gift überläuft.

Meine Gedanken möchte ich teilen.
Möchte zuhören,
Trost spenden und nicht nur in meinem Trott verweilen.
Ich kann noch viel geben.
Nicht nur mit Worten, nicht ohne Gehalt. Freue mich mit den Menschen, die mir gut tun, die besten Momente zu erleben.

Informationen zum Gedicht: Herztreu

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30.06.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Karina Schaper) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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