Fünfundachtzig Jahre

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
Der Weg hinauf - ganz ehrlich
war gar nicht leicht, vielmehr beschwerlich.
Ich blieb oft stehn
und sah zurück.
Neugier zwang zum Weitergehn.
Das war mein Glück!
Schritt vor Schritt hat´s mich getrieben.
So war´s vom Schicksal vorgeschrieben...
Pustend, schwitzend, schnaufend
im Schneckengang oft laufend,
wie seinerzeit ich trug mein Joch,
als ich auf Musa´s Djebel*) kroch.
Denn oben, auf dem Grat des Berges
geweitet hat sich Blick des Zwerges.
Alles scheint ganz fern und leicht,
ist so ein Höhepunkt erreicht.
Doch - ganz klar, hier ist kein Bleiben.
Man muss auch wieder abwärtstreiben!
Und lässt sich schöpfen nicht aus Vollem,
dann bleibt nur eines - Runterrollen!
Kommt unten an man dann mit Schrunden,
glaubt keiner, was du dort gefunden.
Doch ich leck nur meine Schwären
und möcht keine einzige entbehren.

Des Lebens Berg wird so bezwungen...
Macht mir das nach, ihr dreisten Jungen!
Erst wenn ihr selbst schon oben wart,
bin ich bereit als Ansprechpart.

*) Mosesberg / Sinai

(2012)

Informationen zum Gedicht: Fünfundachtzig Jahre

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07.12.2012
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