Fremde Gaben

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Fremde Gaben

In diesen überhitzten Zeiten
Brechen Inkakakteen auf,
Mit denen sich die Augen weiten,
Weil Blüten strahlend und zuhauf.

Je mehr die Sonnenkräfte knechten,
Desto mehr treten Exoten auf,
Lassen vergessen die Schneewächten,
Die einstmals gehörten zum Lebenslauf.

Blutrotlasierend einst die Adern
Der Sonnenopfer dick geschwollen:
So müssen wir jetzt täglich hadern
Mit Sonnenglut, die angeschwollen.

Groß leuchtend, blühend die Exoten,
Buntfremdlingsglanz im ganzen Land,
Sogar hinauf zu den Lofoten,
Wo früher nur die Eiswelt stand.

Wie eine andere Lebenswelt
Finden wir nun die fremden Pflanzen,
Die dort in Kübeln hingestellt,
Wenn keine Eisschollen mehr tanzen.

Verkehrte Welt muss das wohl sein,
Wo früher nichts als Eis sich mehrte,
Sich traute, um so ganz allein
Dem Klima Fischreichtum bescherte.

Heute wächst nordwärts wieder Wein,
Den es dort bisher gar nicht gab
Und nun bei starkem Sonnenschein
Die Wärme bringt Reben auf Trab.

Wie soll südlich der Apfelbaum
Ohne Reizkälte denn noch blühen,
Wenn Fremdpflanzen füllen den Raum,
Kakteen sich nordwärts bemühen?

In diesem Wandel treiben Blüten
Neufloren, die undenkbar galten,
Die Kaltwetter niemals umhüten –
Und Schafe die Hitze aushalten,

Wenn sie in voller Wolle stehen
Und wir alle ihr Schicksal teilen,
Weil auf Verzichte wir nicht sehen
Und Lebensretter uns enteilen.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Informationen zum Gedicht: Fremde Gaben

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26.06.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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