Fragen meines Sohnes

Ein Gedicht von Andreas Baier
Vati ! Warum kann ich es nicht fassen ,
das alles böse so geschieht ,
hat den Mensch der Verstand verlassen ,
hat hier keiner sich mehr selber lieb ?

Traurig seh` ich mit entsetzen ,
mit meinem Sohn Nachrichten an ,
Haß und Zorn und Mord und Terror ,
was kein Mensch ertragen kann .

So verfolgt er alle Bilder ,
ohne Regung , still und stumm ,
kann es alles nicht begreifen ,
warum ist denn der Mensch so dumm ?

Vati ! Warum kann ich es nicht fassen ,
das alles böse so geschieht ,
hat den Mensch der Verstand verlassen ,
hat hier keiner sich mehr selber lieb ?

Traurig fragend schaut er rüber ,
Trauer ist in seinem Blick ,
doch statt Antworten zu finden ,
schau ich zweifelnd nur zurück .

Lange sitzen wir gegenüber ,
dann strömt es aus Ihm heraus ,
hundert Fragen , hundert Zweifel ,
sehr betrübt , so sieht er aus .

Vati ! Warum kann ich es nicht fassen ,
das alles böse so geschieht ,
hat den Mensch der Verstand verlassen ,
hat hier keiner sich mehr lieb .

Ach mein Sohn , mich trifft Dein Zweifel ,
selbst find ich keine Worte mehr ,
kann es selber nicht verstehen ,
was den Menschen treibt umher .

Vati ! Warum ist Mehmet böse ,
nur weil er aus Syrien ist ,
darf ich nun nicht mehr mit Ihm spielen ,
tut so was ein Deutscher nicht .

Vati ! Warum kann ich es nicht fassen ,
das alles böse so geschieht ,
hat den Mensch der Verstand verlassen ,
hat hier keiner sich mehr lieb .

Vati ! Warum gehen viele Leute ,
jede Woche demonstrier`n ,
und warum müssen dafür immer Polizisten ,
die dafür noch patroullier´n ?

Wolln die denn nicht alle das selbe ,
friedlich leben in unserm Land ,
sind wir denn so unterschiedlich ,
ist in Gefahr , das Abendland .

Vati ! Warum kann ich es nicht fassen ,
das alles böse so geschieht ,
hat den Mensch der Verstand verlassen ,
hat hier keiner sich mehr lieb ?

aus dem Zyklus Sozials(t)aat
aus ICH - Gedanken aus der Stille
von Andreas Baier

Informationen zum Gedicht: Fragen meines Sohnes

498 mal gelesen
(3 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 4,2 von 5 Sternen)
-
22.01.2015
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige