Es geht trotzdem weiter

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Sie hatte ein Haus geschenkt bekommen,
das kein anderer hatte genommen.
Der symbolische Euro war nicht teuer,
dafür aber die Grundstückssteuer.

Sie war jung, doch das Haus sehr alt,
vieles vergammelt und bitterkalt.
Als Dachdecker, Maurer, Maler kamen,
alle ihre Hilfe in Anspruch nahmen.

Sie schleppte Latten, Ziegel, Mörtel, Farbe,
dass kein Handwerker bei der Arbeit darbe.
Der Kaminbauer machte es sich bequem,
sie trug Kacheln, Fliesen und den Lehm.

Der Maurer schuf eine neue Wand,
sie reichte Steine und Mörtel zur Hand.
Der Maler ließ sie Leim einrühren
und Tapeten an die Wandfläche führen.

Elektriker, Klempner und Küchenbauer
lagen täglich zwecks Hilfe auf der Lauer.
Die Arbeiten endlich ein Ende nahmen,
bis von allen nur noch Rechnungen kamen.

Das letzte Zimmer ward gewischt,
gedanklich hat schon der Sekt gezischt.
Da, In der Ruhe der Wasserhahn tropfte,
das Licht flackerte, der Boiler klopfte.

Das Fernsehbild war leicht gewellt,
drum wurden neue Techniker bestellt.
Schornsteinfeger, Zählerleser, Mülltonnen,
und dabei hat die 5. Jahreszeit begonnen.

11.11.2018 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Es geht trotzdem weiter

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11.11.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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