Ehe und Mathematik

Ein Gedicht von Heinz Säring
Ein Ehemann, der Müller, Max
ist unterwegs und schickt ein Fax:
"Mein Schatzilein, du weißt genau,
du bist für mich die beste Frau.
Doch eins ist klar, wie das so ist,
dass du schon 54 bist.

Die Sekretärin ist erst 18,
drum wirst du mir wohl auch was nachsehn.
Du trägst das sicher ganz gefasst, -
ich weiß, dass du Verständnis hast.
Ich liebe dich ja auch so sehr, -
wir sind doch keine Kinder mehr!

Ich hab mir etwas vorgenommen, -
werd' heut paar Stunden später kommen,
doch lang lass ich dich nicht allein, -
werd' Mitternacht zu Hause sein.
Um 12 - Verlass ist auf den Mann -
kommt er vergnügt zu Hause an.

Jedoch, wie kann denn das geschehn ? -
Von seiner Frau ist nichts zu sehn!
Sie geht wohl noch spazieren dann,
guckt sich bei Nacht den Vollmond an ?
Na sowas! Ging vielleicht was schief ?
Da, auf dem Tische liegt ein Brief:

Mein lieber Max, wie das nun ist,
da du auch 54 bist, -
und Michael, mein Tennislehrer
ist 18, und halt mein Verehrer, ---
Auf Intellekt ist stets Verlass
und du bist doch ein Mathe-Ass:

Dreimal steckt 18 immerhin
in einer 54 drin,
drum bin ich auch - du wirst verstehn -
vor Sonnenaufgang nicht zu sehn.
Du weißt ja selbst, was muss, das muss!
Ich geb dir einen dicken Kuss.

Nun schlaf dich aus zum Zeitvertreib!
Es grüßt dich lieb dein Eheweib.

Informationen zum Gedicht: Ehe und Mathematik

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12.10.2011
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