Egozentriker stellt Bedingungen

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
-Fiktion –
Ich erwarte dass andere:

mich auf Händen tragen
mir zu Füßen liegen
zu mir aufschauen,
mir den roten Teppich ausrollen,
mich umschwärmen, hofieren,
anbeten, anhimmeln,
mich wie ein rohes Ei behandeln,
mich verwöhnen, umsorgen,
mit Samthandschuhen anfassen,
meine Karriere fördern,
mir den Weg ebnen,
Steine aus dem Weg räumen,
die Kohlen aus dem Feuer holen,
jederzeit zur Verfügung stehen
in mir den Star sehen,
der im Rampenlicht steht,
um den sich alles dreht,
mir stets den Vortritt lassen,
sich mir unterordnen,
liebedienerisch gehorchen
meinen Entscheidungen,
die ich für sie treffe, zustimmen,
nicht infrage stellen, was ich sage,
mir keine Widerworte geben,
sie mir zuhören, auch wenn
ich unentwegt monologisiere,
mich nach Kräften unterstützen,
ohne Gegenleistung zu verlangen,
sich unverzüglich verziehen,
sobald sie mich langweilen
oder für mich nicht länger
von Nutzen, somit lästig sind.

Informationen zum Gedicht: Egozentriker stellt Bedingungen

10 mal gelesen
05.12.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
Anzeige