Die zehn Gedichte

Ein Gedicht von Lorenz-Peter Andresen
Das erste Gedicht
Geboten wird, an Gott zu glauben,
doch Zweifel nicht gleich Sakrileg,
wie sehr ich klerikal, nicht weltlich,
sogar wie ein Freimaurer leb.
Gib mir das Recht, dass ich selbst wähle,
wie tief ich üb die Eusebie,
wie sehr ich Ihn als Herrn verehre,
bevor es gleich, mit Blasphemie.

Das zweite Gedicht
Weiß junger Mensch mit Sicherheit
wenn er sich mit dem Eid verpflichtet,
vom geistig Schnitt in seine Freiheit
sein Leben ganz danach ausrichtet?
Unachtsam Wort einmal entwichen,
im Kopf als Lästerung verharrt,
es mit Ergebenheit verglichen,
alsbald wird dann zur Missetat.

Das dritte Gedicht
Zu Ehren ist der erste Tag,
auch ohne große Lobeshymnen,
man keinen Zweifel finden mag,
doch unterm Baldachin muss singen.
Denn sündig, wer zur Messe geht,
nicht gestellt sei dies in Frage,
nur weil es in der Bibel steht,
doch ist die Auslegung recht vage.

Das vierte Gedicht
Wer ist rechtmäßig Autorität,
der ständig nach Gehorsam strebt,
dem Kinde doch nur das einprägt,
für das vielleicht nur sein Herz schlägt?
Unschuldig Wesen sündigt dann,
es gut gemeinte Härte kriegt,
auch wenn es dafür wenig kann,
dafür die Eltern wenig liebt.


Das fünfte Gedicht
Kreuzritter schon vor ewig Zeiten,
erfüllten doch nur ihre Pflicht,
und mussten blutig Weg beschreiten,
kein Unrecht vor dem Gottgericht.
Legetimiert aus ihrer Not,
Barmherzigkeit zurückgestellt,
hielt man sich nur an das Gebot,
es gibt nur Einen auf der Welt.

Das sechste Gedicht
Die Keuschheit, die so gern gesehen,
so wie das Ehesakrament,
sie oftmals mit der Zeit verwehen,
bestritten dies doch vehement.
Und viele die, die in Askese,
im steten Kampf um Ehrfurcht Scham,
weil das Verbot um eigne Ehe,
vor eigner Lust nicht retten kann.

Das siebente Gedicht
Ein Missionar mit gut Gewissen,
dem Heiden seinen Glauben stiehlt,
mit viel Gefühl, doch auch gerissen,
er sich dazu berufen fühlt.
Zu oft der Hunger dazu treibt,
was sicher nicht legitimiert,
doch nur der Tod noch übrig bleibt,
das Schicksal hier partizipiert.

Das achte Gedicht
Vom Klerus viel zu oft bewusst,
ein unwahr Wort in Kauf genommen,
das Urteil falsch, davon gewusst,
zu viele Leben so genommen.
Denn wahres Wort zur falschen Zeit,
und ehrlich Zeugnis abgelegt,
unbeugsam seine Heiligkeit,
wo Redlichkeit ihm widerstrebt.

Das neunte Gedicht
Liebe kommt und Liebe geht,
sogar beim dem, der sich kasteit,
und auch nicht in der Bibel steht,
was ist wenn nun begehrt das Weib?
Manch Kirchenfürst vergangner Zeit,
berühmt für seine Missetaten,
für diese jederzeit bereit,
als Kirchendiener wohl missraten.

Das zehnte Gedicht
Verlang nach nichts, was deinem nächsten,
dies gilt wohl kaum fürs Gotteshaus,
steht`s im Gebot, dem letzten, zehnten,
setzt dieses nie die Steuer aus.
So ist er nun, der Kirchenstaat,
der kleinste unter vielen,
unendlich reich durch Selbstverrat,
der größte unter Dieben.

Informationen zum Gedicht: Die zehn Gedichte

1.877 mal gelesen
(Eine Person hat das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
-
03.02.2013
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige