Die Wellentheorie

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Im Oasen-Gedichte-Gedränge
schrieb Karin von der Wellenlänge.
Mein Speicher hat gleich vernommen,
dass ich die Wellentheorie begonnen.
Die Wellenlänge, Gott sei Dank,
ist immer noch genau so lang,
wie der Wellenberg, der oben treibt
und das Wellental, das unten bleibt.

Die Wellenlänge, die ich sah,
war ein zerrissener BH.
Die obere Schale stand
und sofort aller Blicke fand.
Die andere Schale nichts umfing
und tatenlos nach unten hing.
Ich dachte da an dieser Stelle
gleich an die Tsunami-Welle.

Bei Gefühlen misst leider die Welle
mancher Schneider mit der Elle.
Doch kann es auch ein Lehmann sein,
mir fielen gerade diese Namen ein.
Bei Schlagern die Welle überschwappt,
damit das Nachbarland sie schnappt.
Die Radiowelle kann ich sagen,
wird bald nur digital getragen.

Die Wellenlänge wird verbreitert
und die Senderanzahl dann erweitert.
Langwelle braucht lange Antennen.
Mittelwelle wir als City-Sender kennen.
Kurzwelle nutzen Funkamateure,
Ultrakurzwelle ich in Stereo höre.
Ohne Sender, ohne Quellen
kommen derzeit Flüchtlingswellen.

Ich weiß nicht, ob es jeder kennt,
das Wellenleiterlängenexperiment.
Ist eine Leine sehr straff gespannt
und man schlägt ein Ende mit der Hand,
kann man von weitem belustigt sehen,
wie die Wellenlängen auf der Leine gehen.
Will man sich geistiger Liebe stellen,
nutzt man spirituelle Wellen.

Manche Geschichte hat solche Stellen,
dass sich einem die Fußsohlen wellen.
Frühere Garagen hatten
als Dach die Wellasbestplatten.
Bekommt die Auslegeware Wellen,
sollte man das Wasser abstellen.
Kommt nur eine kleine Welle vor,
dann passt sie in ein Wellrohr.

Und die trägt man davon
in einem Wellpappenkarton.
Und an farbig beleuchteten Stellen
bekommt manche Kreuzung Asphaltwellen.
Nordseewellen drehen ihre Runden,
zwischen Ebbe und Flut genau sechs Stunden.
Selbst die Sonne schickt uns Wellenlicht,
mehr als 7 Minuten braucht es nicht.

Der Surfer nutzt die Wellenlänge
bis sie am Ende ihm zu enge.
Schnell sag ich noch für die Damen,
die Wellenlänge hat auch einen Namen.
Doch den hab ich unterdessen
beim steten Wellengang vergessen.
Die Wellenlänge, je nach Mode,
ist ganz genau eine Periode.
Und grau ist diese Wellentheorie,
denn der Mensch begreift sie nie.

12.11.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Die Wellentheorie

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13.11.2015
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