Die modernen Schwulitäten

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
Viel Jahre lebte ich vertraut
mit Emma, einer heißen Braut.
Sie war einfach wunderbar,
sie und ich – ein schönes Paar.
Ich dachte, so würd`s ewig bleiben,
hörte nicht auf, mit ihr zu schreiben.
Sie war so brav wie`n kleines Reh,
doch plötzlich tat ihr alles weh.
Nun – ich verspür es mich zu schämen -
hieß es leise Abschied nehmen.

Ich fühlte mich fast wie ein Preller
versteckte sie im tiefen Keller.
Während Emma dort voll Jammer,
holt ich Frida in die Kammer.
Die zeigt sich frei, bringt sogar frisch
neue Sachen auf den Tisch,
an die ich mich gewöhnen sollte,
wofür ich wenig Dank ihr zollte.
War an Emma noch gewöhnt,
hätt mich gern mit ihr versöhnt
Doch sie war alt, die brave Ente,
und ich schickte sie in Rente.
Ach, Emma hier und Emma da!
Wissen Sie, was dann geschah?

Verloren gingen Emmas Künste,
weil die Frida nun im Dienste.
Die Neue setzte ohnegleichen
ihre eig´nen festen Zeichen.
Sie schrieb nur Briefe, die ihr passten,
war sie müd, wollte sie rasten.
Und zuletzt, ganz uncharmant,
schubst sie weg die Schmusehand,
mit der ich, scheinbar wie sie glaubt,
sie berühre unerlaubt.
Sie beschimpft mich: „Dummer Jöre,
jeh erstmal in richt´je Lehre.
Ick lass von dir mir nich betatschen.
Du kriegst gleich eins mit meinem Latschen.“

Nun, das lass ich mir nicht sagen.
Krach und Streit sind Last dem Magen.
Die Macht der Herrin kurzerhand
in meinem wilden Aug wohl stand:
„Ich werd dich gegen Wände klatschen,
lässt du dich nicht von mir betatschen.
Sowas Freches war noch nie da,
so wie du - die neue Frida.“

Was meinen Sie, hat sich´s gelohnt,
dass in mir der Aufstand boomt?
Die Frida wird nun endlich still
und tut das, was ich tun will.
Denn sonst sage ich: „Nu, gehn we ma
innen Keller zu de Ema ja!
Ich hab genug von euch zwei Damen.
Kauf jetzt ´n Laptop ohne Namen.
Oder nenn die neue Perle
mit´m Namen von de Kerle.
Es fressen eher aus der Hand
Karl und Franz und Hildebrand.

Informationen zum Gedicht: Die modernen Schwulitäten

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02.04.2015
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